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An den Berghängen Perus

Östlich der peruanischen Anden bauen die Mitglieder der Kooperative La Florida an malerischen Berghängen erstklassigen Kaffee an. Die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern haben es derzeit nicht leicht, doch es geht bergauf – auch dank der FAIRTRADE-Prämie, welche die dörfliche Gemeinschaft stark für die Zukunft macht.

 

Auf einer Fläche fünfzehnmal so groß wie Österreich tummelt sich eine fantastische Artenvielfalt. Als eines der 17 Megadiversitätsländer dieser Erde zeichnet sich Peru durch eine einzigartige Fülle von Pflanzen- und Tierarten aus. Entlang der Küsten gibt es Wüsten, durch die Sierra ziehen sich die Gebirgsketten der Anden, teilweise bedeckt mit ewigem Schnee und Eis, und etwas weiter östlich beginnt bereits die Regenwaldregion, undurchdringlich und geheimnisvoll. Dazwischen liegt die Region Chanchamayo. Hier bauen die Mitglieder der Kooperative La Florida ihren Kaffee an.

Peru ist zwar – anders als sein großer Nachbar Brasilien – nicht so sehr für seinen Kaffee bekannt, doch aus dieser Region stammen hochqualitative Kaffeebohnen. Die Kooperative La Florida wurde hier 1966 gegründet, seit 1999 ist sie FAIRTRADE-zertifiziert. Die Anbauparzellen befinden sich oft abgelegen und schwer erreichbar an steilen Berghängen. Außerdem sind sie klein: Durchschnittlich bewirtschaftet eine Kleinbauernfamilie weniger als vier Hektar Land. Die Menschen führen ein arbeitsreiches, einfaches Leben, um sich und ihre Familien zu ernähren.

Stark in Krisenzeiten
Im Rahmen einer aktuellen FAIRTRADE-Studie wurde La Florida genau unter die Lupe genommen. Untersucht wurde die Wirkung des fairen Handels auf Kleinbäuerinnen und Kleinbauern und ihre Gemeinden im Globalen Süden sowie die Situation von Kooperativen, die nicht FAIRTRADE-zertifiziert sind. Der Vergleich zeigt: FAIRTRADE stärkt die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit der Bäuerinnen und Bauern, vor allem in Krisenzeiten und wenn die Weltmarktpreise für Kaffee stark schwanken. Der FAIRTRADEMindestpreis und die FAIRTRADEPrämie bieten ihnen ein Sicherheitsnetz, das der gesamten Gemeinde zugutekommt.

Insbesondere in den Jahren 2013 bis 2015 traf es La Florida hart: Der Kaffeerost, ein Pilz, der die Blätter der Pflanze befällt, vernichtete große Teile der Ernte. Noch heute leiden viele Bauernfamilien von La Florida unter den Folgen. Nach dieser Krise mussten sie für einen Neuanfang Kredite aufnehmen. Sie haben jetzt zwar höhere Einnahmen, da die Kaffeepreise gestiegen sind, doch die Kredite und steigenden Lebenshaltungskosten zehren dieses Plus auf. Zudem variieren die Produktionskosten ständig, speziell seit dem Ausbruch von COVID-19.

Mehrwert für alle
In dieser schweren Zeit sind viele nicht zertifizierte Kleinbauernfamilien an ihre Grenzen gekommen, haben Land verkauft oder sogar den Kaffeeanbau aufgegeben. Bei La Florida musste es nicht so weit kommen: Die Kooperative hat besonders betroffene Mitglieder mithilfe der FAIRTRADE-Prämie finanziell unterstützt. In der Vergangenheit wurde die Prämie von La Florida dazu benutzt, um beispielsweise Straßen und Schulen zu bauen, den Umstieg auf ökologischen Anbau zu fördern oder ein Fortbildungszentrum für Kaffeebäuerinnen und -bauern einzurichten, wo sie effektivere und umweltverträglichere Anbaumethoden kennenlernen. Nun wurde den Mitgliedern mit der Prämie aus der Schuldenfalle geholfen.

Möglichst viel Vielfalt
Um gegen etwaige Krisen resistenter zu werden, müssen die Kleinbauernfamilien sich anpassen. Ein Weg, der bei La Florida bereits gegangen wird, lautet Diversifizierung: Werden etwa mehrere verschiedene Kaffeesorten gepflanzt, breiten sich Krankheiten weniger rasant aus. Außerdem züchten die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern Kleintiere und bauen Früchte wie Avocados und Bananen für den Export an. Solche Aktivitäten fördert La Florida mit Darlehen von bis zu 1.500 Soles (etwa 375 Euro). Vielversprechend klingt auch das Pacu-Projekt, das gemeinsam mit der Regierung umgesetzt wird: Der Pacu ist ein Fisch, der lokal gerne gegessen wird; er ernährt sich von Früchten und Samen und wird bis zu 30 Kilo schwer. Die Jungfische werden nachhaltig gezogen und weiterverkauft. Schmackhaft, gesund und nachhaltig – die Pacu-Zucht scheint Zukunft zu haben.

Die Studie belegt: Trotz Klimakrise, COVID-19-Pandemie und der damit verbundenen steigenden Kosten sind FAIRTRADE-Kooperativen wie La Florida wirtschaftlich widerstandsfähiger als nicht zertifizierte Kooperativen. Ihre Mitglieder haben die Möglichkeit, sich schnell anzupassen, ihre Einkommensquellen zu diversifizieren und zukunftsorientierte Projekte anzugehen. Dank dieser Voraussetzungen sind sie besser für die Zukunft gewappnet.

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Kaffeezeitung

Dieser Artikel ist in der FAIRTRADE-Kaffeezeitung 2022 erschienen.