von FAIRTRADE Österreich
Ein Leuchtturm der Nachhaltigkeit: Die FAIRTRADE-Kooperative ABOCFA in Ghana
Seit ihrer Gründung im Jahr 2010 – damals noch mit weniger als 300 Mitgliedern – hat ABOCFA einen bemerkenswerten Weg zurückgelegt. Bereits zwei Jahre später setzte man den Schritt, sich FAIRTRADE-zertifizieren zu lassen. In der Kakaosaison 2022/23 gab es bereits eine Produktion von rund 1.300 Tonnen biologischem FAIRTRADE-Kakao. Aus der kleinen Bauerngemeinschaft ist eine relevante Größe am Kakaomarkt geworden. Im Gegensatz zu den meisten anderen FAIRTRADE-Kooperativen gelingt es ABOCFA, 80 Prozent der Kakaobohnen unter FAIRTRADE- und Bio-Bedingungen zu verkaufen – der Durchschnitt liegt sonst bei gerade einmal einem Drittel. Das bringt zusätzliche Einnahmen, die die Lebensbedingungen der Mitglieder erheblich verbessern.
Folgen des Klimawandels abfedern
Die Kooperative beschäftigt 23 Personen, die zusammen mit dem Vorstand an der Umsetzung der strategischen Ziele arbeiten. Ein herausragendes Merkmal von ABOCFA ist die Vielzahl der Projekte und Dienstleistungen, die den Mitgliedern angeboten werden. So erhalten diese beispielsweise kostenlose Bio-Dünger und verbesserte Hybridsämlinge, um ihre Produktivität zu steigern und nachhaltige Anbaumethoden zu fördern. Auch Sprüh- und Schnittdienste werden kostenlos angeboten, was die Bäuerinnen und Bauern entlastet und zur Erhöhung der Ernteerträge beiträgt. Das ist in Zeiten des Klimawandels besonders wichtig. „Der Schattenanbau gewinnt an zusätzlicher Bedeutung. 45.000 Bäume wurden von der Kooperative schon auf den Feldern der Bauernfamilien gepflanzt“, erklärt Stephen Ashia, Manager bei ABOCFA. Kakao mag tropische Temperaturen, aber keine extreme Hitze, die auch für trockenere Böden sorgt. Biodiversität ist das Zauberwort und der Weg in eine gemeinsame Zukunft. „Die gepflanzten Bäume sind wichtig, um die Familien zu ernähren. Wir bauen unter anderem Kochbananen, Bananen und Kokospalmen an, dazwischen auch andere Nutzpflanzen“, so Ashia weiter.
Verschobene Jahreszeiten
Neben den immer längeren Hitze- und Trockenperioden, verschieben sich auch die Niederschlagszeiten. Früher wurde der Kakao in der Sonne getrocknet, das ist oft nicht mehr möglich. „Es regnet zu Zeiten, wo es sonst trocken war, und umgekehrt, das ist für unsere Mitglieder problematisch“, erklärt Ashia. ABOCFA hat diesen Trend bereits früh erkannt und mithilfe der FAIRTRADE-Prämie unter anderem in eine Solar-Trocknungsanlage für die Kakaobohnen investiert. Ein wichtiger Schritt für die Qualität des Kakaos, denn die Trocknung der Bohnen nach der Ernte duldet keinen Schlechtwetter-Aufschub.
Eine starke Gemeinschaft
Zudem wurden Spar- und Darlehenssysteme für die ländlichen Gemeinschaften etabliert, um den Zugang zu Finanzmitteln zu verbessern. Zusätzlich gibt es spezielle Ausbildungsprogramme für Frauen, um deren wirtschaftliche Unabhängigkeit zu stärken. Servicezentren wurden gebaut, um den Mitgliedern notwendige Dienstleistungen und Unterstützung zu bieten. Neue Wasserversorgungssysteme bringen eine bessere Qualität in den Gemeinden. Prämiensysteme motivieren zudem fleißige Jugendliche und Erwachsene, und alle Mitglieder und ihre Familien wurden in das nationale Krankenversicherungssystem aufgenommen.
Auch Bildung wird stark gefördert. Mitglieder mit schulpflichtigen Kindern erhalten Schulpakete mit Büchern umsonst, Bildungsdarlehen können aufgenommen werden. In Aponoapono wurde ein neues Klassenzimmer gebaut und eine Schule renoviert – so ist genug Platz für alle und es wird ausbeuterischer Kinderarbeit aktiv entgegengewirkt. 106 Computer und sechs Projektoren modernisieren nun in sechs Bildungseinrichtungen den Unterricht, zudem wurden Kantinen errichtet, um die Kinder mit gesunden und frisch zubereiteten Mahlzeiten zu versorgen.
Mit gutem Beispiel vorangehen
Durch diese vielfältigen Initiativen und die unermüdliche Arbeit der Kooperative hat sich ABOCFA als Leuchtturmprojekt für nachhaltige Landwirtschaft und faire Handelspraktiken in Ghana etabliert. Die Vision, eine unabhängige, von Bäuerinnen und Bauern geführte Organisation und ein führender Lieferant von hochwertigem Bio- und FAIRTRADE-Kakao zu sein, wird täglich durch das Engagement und die Zusammenarbeit der Mitglieder und Partner von ABOCFA verwirklicht.
Mit Satelliten gegen Entwaldung
ABOCFA geht aktiv gegen die Entwaldung in Ghana vor. Dank einer neuen, von Fairtrade International mit dem Unternehmen Satelligence eingegangenen Partnerschaft, wird die Satellitenüberwachung von Waldgebieten und Farmen einfach möglich. Ziel ist es, Daten der Mitglieder und deren Entwaldungsrisiko bereitzustellen. Diese Informationen können auch mit Handelspartnern geteilt werden, um die Waldflächen besser zu verwalten und auch die Auflagen einer kommenden EU-Verordnung zu erfüllen. So wird der uneingeschränkte Marktzugang auch in Zukunft sichergestellt.