FAIRTRADE erhöht Bananen-Mindestpreise

Die Teuerung stellt auch FAIRTRADE-Kleinbauernfamilien und Beschäftigte auf Farmen vor große Herausforderungen. International erhobene Daten zeigen, dass die Preise seit 2021 drastisch gestiegen sind, und das in vielen Bereichen des Bananenanbaus.

Die Teuerung stellt auch FAIRTRADE-Kleinbauernfamilien und Beschäftigte auf Farmen vor große Herausforderungen. International erhobene Daten zeigen, dass die Preise seit 2021 drastisch gestiegen sind, und das in vielen Bereichen des Bananenanbaus: Beispielsweise wurden nötige Düngemittel um 70, Treibstoff um 39 sowie Paletten und Plastikverpackungen um mehr als 20 Prozent teurer. Die anhaltend hohen Energiepreise sind im Globalen Süden ebenso ein großes Thema wie in Europa. Die Menschen in den Ursprungsländern können die steigenden Mehrkosten nicht alleine tragen; dem fairen Handel kommt daher eine mitunter wichtigere Rolle denn je zu.

Als Maßnahme gegen die stark steigenden Produktionskosten und die sonstigen Teuerungen erhöhte FAIRTRADE Anfang 2023 die Bananenpreise. Bananenbäuerinnen und -bauern erhalten nun einen um durchschnittlich 4,5 Prozent höheren Mindestpreis, für direkt exportierende Produzentenorganisationen steigt der Preis zusätzlich im Schnitt um 15 Prozent. Diese Maßnahmen helfen, Sicherheit in unsichere Zeiten zu bringen, und finden auch Ausdruck in der externen Bewertung von FAIRTRADE.

Gütesiegel-Check und neue Studie

Beim Bananen-Gütesiegel-Check 2022 von Südwind Österreich schneidet FAIRTRADE gut ab. Hier heißt es: „Durch langfristige Lieferbeziehungen sowie Zahlungen eines Mindestpreises werden negative Auswirkungen der Beschaffungspolitik sowie die Abhängigkeit vom Weltmarktpreis reduziert. Die Interessen von Produzent*innenorganisationen aus dem Globalen Süden, Gewerkschaften und anderen zivilgesellschaftlichen Akteur*innen fließen in Entscheidungen ein.“ Südwind Österreich empfiehlt daher, FAIRTRADE-zertifizierte Biobananen zu kaufen.

Zu dem Ergebnis, dass der faire Handel wirkt, kommt auch die dritte, im Jahr 2022 veröffentlichte Langzeitstudie der Mainlevel Consulting AG, in der FAIRTRADE-Kooperativen mit nichtzertifizierten Organisationen verglichen werden – hinsichtlich Bananen, Kakao und Kaffee. Die Studie zeigt vielseitige positive Aspekte, die der faire Handel mit sich bringt. Die untersuchte Bananen-Kooperative in Peru etwa zeichnete sich im Vergleich zu einer nichtzertifizierten Kooperative unter anderem durch folgende Errungenschaften aus:

  • stabilere Marktposition,
  • höheres Nettoeinkommen der Kleinbauernfamilien,
  • gute Schutzmaßnahmen
  • gegen ausbeuterische Kinderarbeit,
  • mehr Transparenz und
  • deutlich demokratischere Organisation,
  • Aufbau gemeinsamer Kapazitäten – auch dank der FAIRTRADE-Prämie.

Auch bei der untersuchten FAIRTRADE-zertifizierten Kaffeegenossenschaft in Peru und einer FAIRTRADE-Kakaokooperative in Ghana gab es zahlreiche positive Aspekte. So zeigte der faire Handel in Westafrika gerade während der Pandemiezeit, in der die Untersuchung stattfand, seine Eigenschaft als Sicherheitsnetz für planbare Einkommen. Die Nahrungssicherheit in der Kooperative war deutlich höher als in jener ohne FAIRTRADE-Zertifizierung. In FAIRTRADE-Kooperativen wurde ein gesteigertes Bewusstsein für den Schutz von Kinderrechten festgestellt; von ihnen wurden auch Maßnahmen gegen die Entwaldung in ländlichen Regionen ergriffen. Zudem profitierten die Gemeinschaften unter anderem von Trainings für höhere Produktivität. „Die Studie zeigt, dass die beiden FAIRTRADE-Mechanismen – Mindestpreis und Prämie – ein entscheidendes Sicherheitsnetz für die Landwirtinnen und -wirte, ihre Organisationen und letztlich auch für ihre Gemeinden darstellen“, so das Resümee von Tatjana Mauthofer, einer der Forscherinnen von Mainlevel Consulting.

Runder Geburtstag für krummes Obst

2022 feierte die FAIRTRADE-Banane in Österreich ihr 20-Jahr-Jubiläum. Die bisherige Erfolgsbilanz macht Lust auf mehr. Mit einem Marktanteil von rund 28 Prozent und einem Bioanteil von mehr als 95 Prozent sind FAIRTRADE-Bananen mittlerweile eines der wichtigsten FAIRTRADE-Produkte in den heimischen Regalen. Das haben wir das ganze Jahr über mit vielen Aktivitäten gebührend gefeiert und damit versucht, noch mehr Absatz für die Kleinbauernfamilien und auf Farmen Beschäftigten zu bewirken.

Die FAIRTRADE Bananen Challenge

Ob bei BILLA, BILLA PLUS, HOFER, LIDL, SPAR oder MPREIS – wer einkaufen geht, findet in so gut wie jedem Supermarkt des Landes fair gehandelte Bananen. Die perfekte Infrastruktur für eine tolle Herbstkampagne 2022 war somit gegeben und wurde auch dementsprechend gut von den erwähnten Handelspartnern genutzt.

Vom 5. Oktober bis 5. November 2022 sollte eine virtuelle Brücke nach Lateinamerika gebaut werden. Jede in diesem Zeitraum konsumierte Banane stand symbolisch für einen Meter auf dem Weg von Österreich in die tropischen Ursprungsländer. Unterstützt wurde die Kampagne nicht nur von unseren Handelspartnern, welche die Aufmerksamkeit am Point of Sale auf das gelbe Obst lenkten, sondern auch von einer engagierten Zivilgesellschaft, die auf vielfältige Art und Weise in Supermärkten, in Schulen, Gemeinden und bei Veranstaltungen auf die Challenge aufmerksam machte. Das machte die Aktion zu einem vollen Erfolg. Das angepeilte Ziel, 10 Millionen Bananen zu verkaufen, wurde um fast eine Million übertroffen. Dennoch bleibt ein Wehrmutstropfen für 2022: Nach überproportional hohen Wachstumsjahren, vor allem während der Corona-Pandemie, zeigte sich ein leichter Rückgang im Konsum von FAIRTRADE-Bananen. Die Aufbruchsstimmung zu Beginn des Jahres 2022 wurde rasch durch den Ausbruch des Ukraine-Krieges überschattet. Die abnehmende Nachfrage nach FAIRTRADE-Bananen in der zweiten Jahreshälfte konnte durch die erfolgreiche Bananen Challenge gemildert werden.

Virtuelle Präsenz: Fast 18.000-mal besuchten Engagierte unsere Website, um sich über die Bananen-Challenge zu informieren. Unsere User*innen wurden auch aufgerufen, mit eingeschickten Fotos symbolische Bananenbrücken zu bauen – rund 300 Fotos langten ein; gewonnen hat das unten stehende Bild.

FAIRTRADE-Regionaltagung mit dem Fokus auf Bananen

Im Herbst 2022 fand eine virtuelle Fachtagung für FAIRTRADE-Gemeinden und -Schulen sowie Weltläden und sonstige Interessierte statt, an der rund 50 Personen teilnahmen. Es wurden tolle Aktionen für den fairen Handel vorgestellt. Die FAIRTRADE-Stadt Linz hat eine Stadtralley zum Thema fairer Handel veranstaltet. In Hallein organisierten Schüler*innen

der Modeschule eine faire Fashion Show, und die Jugendlichen der HLW Marienberg in Bregenz unterstützten tatkräftig den hiesigen Weltladen und arbeiteten im Geschäft mit. Ziel der Tagung war es auch, weitere gemeinsame Aktionen für die Zukunft zu organisieren und die Engagierten gut in die FAIRTRADE Bananen Challenge einzubinden. Für einen inhaltlichen Input zum Thema Bananen und existenzsichernde Löhne konnte Gudrun Glocker von Südwind gewonnen werden.

Der Weg der Banane von Lateinamerika nach Österreich

Bananen kommen von weit her und sehen in den Regalen trotzdem immer so frisch wie aus Nachbars Garten aus. Wie ist das möglich? Wir luden Journalistinnen und Journalisten im Frühjahr 2022 ein, mit uns eine Bananenreiferei im steirischen Hartl zu besuchen. Hier wird das noch grüne, unreife Obst nach der langen (gekühlten) Reise von Lateinamerika nach Österreich mit einem Reifegas „aufgeweckt“. Daraufhin können sich gelbe, reife Früchte entwickeln und in die Supermärkte in ganz Österreich geliefert werden.

Pressereise nach Ecuador

Im Herbst 2022 besuchten wir gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern österreichischer Medien Kleinbauernfamilien in Ecuador, einem der drei wichtigsten FAIRTRADE-Bananenanbauländer. Wie stärkt FAIRTRADE ländliche Gemeinschaften? Wofür verwendet man vor Ort die FAIRTRADE-Prämie? Welche Herausforderungen sehen die Genossenschaften in der Zukunft für sich und ihre Mitglieder? Welche Rolle spielt der Klimawandel? Gibt es (neue) Schädlinge, die ganze Ernten gefährden und bereits am Vormarsch sind? Diese und andere wichtige Fragen wurden gestellt und beantwortet.

Zahlreiche Medien – darunter Kronen Zeitung, Die Presse, Salzburger Nachrichten und Der Standard – nahmen an der Pressereise teil und berichteten darüber sowohl online als auch in den Printausgaben ausführlich und facettenreich. Einen Bericht über die Reise gibt es hier.

Bananen-Verteilaktion „Kosten kostet nix“

Im Sommer 2022 war FAIRTRADE Österreich beim traditionellen Wiener Straßenfest seiner Mitgliedsorganisation Südwind mit einem eigenen Infostand vertreten, wo zahlreiche FAIRTRADE-Bananen an die Besucher*innen verteilt wurden.

Dank 70 Arbeitskreisen in FAIRTRADE-Gemeinden (davon allein 25 aus Niederösterreich) und -Schulen sowie Weltläden wurde rund um den Welternährungstag am 16. Oktober 2022 in ganz Österreich auf das Thema faire Bananen aufmerksam gemacht. 14.000 FAIRTRADE-Bananen verteilten Engagierte an belebten Orten an Interessierte.

Bananenwoche von Gastropartner

Sodexo, ein Unternehmen für Catering und Gemeinschaftsverpflegung, setzte eine Woche lang im Oktober 2022 auf das Thema FAIRTRADE-Bananen. Zur Mittagszeit gab es in den Kantinen der Wiener Linien und Wiener Stadtwerke Infostände zum Thema fairer Handel. Außerdem konnte man Bananen verkosten. Sodexo zeigte auch, dass man Bananen für zahlreiche Gerichte verwenden kann und Bananen mit Schoko­ladeüberguss ein geniales Dessert ergeben.

Laufende Bananen

FAIRTRADE Österreich nahm 2022 erstmals am „Wings for Life World Run“ in der Wiener Innenstadt teil. Beim Event posierten sieben FAIRTRADE-Mitarbeiter*innen in Bananen-Kostümen, verteilten das gelbe Obst an Läufer*innen und liefen auch für den guten Zweck mit.

Stammtische

FAIRTRADE Österreich organisierte 2022 (virtuelle) Stammtische zu den Themen Bananen- und Kakao-Anbau. Im Februar beispielsweise nahmen 35 Interessierte an einem Bananen-Stammtisch mit dem Titel „So funktioniert der faire Handel“ teil. Dabei wurde das ganzheitliche FAIRTRADE-Konzept erläutert, das den Bananen-Kleinbauernfamilien und -Beschäftigten eine Perspektive bietet. Als Beispiel dafür, wie das FAIRTRADE-System funktioniert, wurde Asoguabo, die erste Bananen-Kooperative in Ecuador, vorgestellt.