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Justizministerin Zadić: Starkes Lieferkettengesetz gegen Kinderarbeit

Initiative „Kinderarbeit stoppen“ stellt „Menschenkette gegen Kinderarbeit“ vor, denn Kinderarbeit ist weltweit im Steigen begriffen - mit einem starken europäischen Lieferkettengesetz könnte wirksam gegengesteuert werden – Justizministerin Zadić will für ein wirkungsvolles Gesetz eintreten

(C) Christopher Glanzl

Junge Aktivist*innen und Vertreter*innen namhafter Organisationen sorgten heute für einen ungewöhnlichen Termin im Justizministerium: Mit überdimensionalen Sprechblasen stellten sie Justizministerin Alma Zadić die Mitmach-Aktion „Menschenkette gegen Kinderarbeit“ vor. Denn weltweit soll kein Kind für Produkte ausgebeutet werden, die in Österreich in Kleiderschränken oder auf Tellern landen. Mit dem im Februar vorgestellten Entwurf für ein europäisches Lieferkettengesetz hat die Politik nunmehr eine Trumpfkarte gegen ausbeuterische Kinderarbeit in der Hand. “Wir fordern die verantwortlichen Politiker*innen auf, ernsthaft für ein starkes Lieferkettengesetz einzutreten“, bringt Sigrid Kickingereder das Anliegen der Initiative “Kinderarbeit stoppen” auf den Punkt.

Bei Justizministerin Zadić stieß die Delegation auf offene Ohren. „Die Zeit ist mehr als reif für ein entschlossenes und konsequentes Vorgehen gegen Missstände in globalen Lieferketten. Dass im Jahr 2022 noch immer Produkte in Europa angeboten werden, in denen Kinderarbeit steckt, darf einfach nicht sein! Der Entwurf für ein europäisches Lieferkettengesetz ist für mich ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Ich werde darauf achten, dass die europäische Richtlinie so ausgestaltet wird, dass sie Menschenrechte, Klima und Umwelt entlang von globalen Lieferketten tatsächlich zu schützen vermag. Das solidarische Engagement junger Menschen in Österreich, das mir heute präsentiert wurde, ist für mich eine Motivation und ein Ansporn für die Verhandlungen, die vor uns liegen“, so die Ministerin.

Am 23. Februar wurde von der Europäischen Kommission ein Richtlinienvorschlag vorgelegt, der menschenrechtliche und ökologische Sorgfaltspflichten für große Unternehmen vorsieht. Diese würden dadurch verpflichtet, sich nachweislich um Probleme in ihren Lieferketten oder um Praktiken ihrer Tochterfirmen im Ausland zu kümmern. Kommt jemand in anderen Erdteilen zu Schaden, weil ein europäisches Unternehmen seinen Verpflichtungen nicht ausreichend nachgekommen ist, sollen die Betroffenen die Möglichkeit bekommen, vor europäischen Gerichten auf Schadenersatz zu klagen. „Das vorgeschlagene europäische Lieferkettengesetz ist ein echter Hoffnungsträger“, erklärt Sigrid Kickingereder für das Bündnis “Kinderarbeit stoppen”. „Damit es tatsächlich effektiv gegen ausbeuterische Kinderarbeit wirkt, braucht es noch einige Nachschärfungen, etwa sollen die Verpflichtungen für mehr Unternehmen und deren gesamten Lieferketten greifen und spezielle Vorkehrungen zum Schutz von Kindern getroffen werden, weil diese meist illegal und somit offiziell unsichtbar an der Herstellung von Importprodukten mitarbeiten“, so Kickingereder weiter.

“Die Erde wäre ein viel besserer Ort, wenn Kinder keine Arbeit leisten müssten, sondern zur Schule gehen und ihre Freizeit genießen könnten. Ich liebe Schokolade und es macht mich traurig, dass Kinder ausgerechnet für meine Lieblingssüßigkeit arbeiten. Deshalb möchte ich mich dafür einsetzen, dass die größten Schokoladehersteller keine Kakaobohnen verwenden, die Kinder geerntet haben, sondern ausschließlich Erwachsene unter fairen Bedingungen für die Schokolade arbeiten”, appelliert die 11-jährige Fanny Hennemann von der Katholischen Jungschar der Dompfarre Linz an die Ministerin.

Weltweit sind rund 160 Millionen Kinder von Kinderarbeit betroffen. Erstmals seit 20 Jahren steigt die Zahl der arbeitenden Kinder wieder an. 2015 war die Weltgemeinschaft noch optimistisch: Sie setzte sich in der Agenda 2030 das ehrgeizige Ziel, Kinderarbeit bis 2025 aus der Welt zu schaffen. „Die Covid-19-Pandemie hat die Erfolge der letzten Jahre zunichte gemacht. Wir brauchen dringend eine Trendwende und beherztes politisches Handeln“, stellt Sigrid Kickingereder fest. Die Beendigung von Kinderarbeit ist auch international verstärkt auf der Agenda: Vergangene Woche fand im südafrikanischen Durban eine Weltkonferenz gegen Kinderarbeit statt, um die Staatengemeinschaft in den verbleibenden drei Jahren wieder auf Kurs zur Beendigung von Kinderarbeit zu bringen.

Die Initiative „Kinderarbeit stoppen” – bestehend aus der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, FAIRTRADE Österreich, weltumspannend arbeiten, Jugend Eine Welt, Butterfly Rebels und der Kindernothilfe Österreich – fordert von österreichischen Regierungsmitgliedern und Parlamentarier*innen ein Lieferkettengesetz, das wirkungsvoll gegen Kinderarbeit vorgeht.

Anlässlich des Welttags gegen Kinderarbeit am 12. Juni wurde eine Aktion ins Leben gerufen, um allen die Möglichkeit zu geben, dieses Anliegen zu unterstützen. Mit wenigen Klicks kann man sich der „Menschenkette gegen Kinderarbeit“ anschließen.  www.kinderarbeitstoppen.at/mach-mit

Fotos: https://flic.kr/s/aHBqjzS5Yy