Die Sociedad Vitivinicola de Sagrada Familia

Die Mitglieder der „Gesellschaft der Weinbauern von Sagrada Familia“ sind ProduzentInnen, die im Zuge der Agrarreform unter der Regierung Salvador Allendes (Ende der 60er/Anfang der 70er) zu Land gekommen sind. Sie konnten ihren Landbesitz bis heute halten. Der Zusammenschluss zur Gesellschaft soll ihren Besitz auch weiterhin absichern, indem sie die Produktivität ihres Landes steigern, durch die gemeinsame Vermarktung bessere Preise für ihr Produkt erzielen und sich neue, alternative Vermarktungsmöglichkeiten schaffen.

Die Sociedad Vitivinicola de Sagrada Familia

Die Gegend von Curicó ist die Weinanbauregion Chiles schlechthin. La Sagrada Familia - ein kleines Dorf mit ca. 2000 EinwohnerInnen - liegt 10 km südöstlich von Curicó.

Merced 641
Curicó
Chile

Durch den Fairen Handel erhielten die ProduzentInnen der Sociedad Vitivinicola de Sagrada Familia im Jahr 1997 die Chance, ihren Wein auch auf internationaler Ebene zu vermarkten und eröffneten sich dadurch neue Perspektiven. Besonders hervorzuheben ist die Zusammenarbeit zwischen Sagrada Familia und der Kelterei Astaburuaga, der ein für Chile einzigartiges Verrechnungssystem für die zur Weiterverarbeitung bestimmten Trauben zugrunde liegt: Die Bezahlung erfolgt auf Vorschlag der ProduzentInnen in 12 Monatsraten, wobei sich der Preis für die Trauben im Laufe des Jahres immer wieder den aktuellen Marktpreisen anpasst. So verfügen die ProduzentInnen über ein geregeltes, monatliches Einkommen, ohne dass sie auf die Wertanpassung ihres Produkts im Fortgang des Jahres verzichten müssten. Diese Regelung konnten die ProduzentInnen nur durch ihre Organisation durchsetzen. Sie sind damit am Gewinn durch die Veredelung der Trauben zu Wein direkt beteiligt. Ein nicht nur für Chile außergewöhnliches und nachahmenswertes Modell!

 

Die Gründung der Sociedad Vitivinicola de Sagrada Familia

Sagrada Familia hat sich 1997 als "Gesellschaft" konstituiert. Eine Kooperative als Gesellschaftsform wurde von den ProduzentInnen nicht gewünscht, da Kooperativen als Relikte der Regierung Salvador Allende während der langen Jahre der Militärdiktatur systematisch bekämpft wurden. Motiviert wurde der Zusammenschluss vor allem durch die verfallenden Weinpreise am Inlandsmarkt, die starke Abhängigkeit von den ZwischenhändlerInnen und die ständig steigenden Ausgaben in der Produktion. Die "Gesellschaft der Weinbauern von Sagrada Familia" umfasst heute nach wie vor die 16 Gründungsmitglieder und deren Kinder samt Familien, insgesamt ca. 45 Familien. Jedes Gründungsmitglied hat das Recht, ein weiteres Familienmitglied als Mitglied zu werben, wodurch die Jugend gut in das Projekt integriert ist. Entscheidungen werden demokratisch gefällt. So gibt es aufgrund der kleinen Größe beinahe monatliche Generalversammlungen. In der Zukunft könnte sich die Anzahl der Mitglieder allerdings erhöhen, da sich mit Unterstützung des Fairen Handels die Absatzmengen an Wein gut entwickeln und nun auch weitere Familien beteiligt werden könnten, um die Vorteile aus dem Fairen Weinhandel weiteren kleineren und mittleren ProduzentInnen der Region zugänglich zu machen. Die laufenden Geschäfte führt der auf 3 Jahre gewählte fünfköpfige Vorstand gemeinsam mit der Geschäftsführung.

 

Die ProduzentInnen

Die Mitglieder von Sagrada Familia gehören der wirtschaftlich benachteiligten Bevölkerungsschicht der chilenischen KleinproduzentInnen an. Der Weinbau stellt für die Familien mittlerweile das Haupteinkommen dar. Der durchschnittliche Landbesitz pro Gründungsmitglied beträgt 5,6 ha. In der Vergangenheit waren Versuche mit dem Anbau von Tabak, Himbeeren und Tomaten für den lokalen Markt unternommen worden. Doch die schlechten Preise und die Billigkonkurrenz der Importware ließen keinen rentablen Anbau zu. Wein wurde als Alternative eingeführt und gewann über die Jahre immer mehr an Bedeutung. Angebaut werden vor allem "Nobelsorten": Cabernet Sauvignon, Sauvignon, Merlot und Chardonnay. Die Bearbeitung des Landes erfolgt durch die eigene Familie. Nur in der Erntezeit werden zusätzliche HelferInnen engagiert. Durch die technische Beratung konnte der Chemieeinsatz in den Weingärten stark reduziert werden, vor allem die chemischen Düngemittel wurden weitgehend ersetzt. Einige Mitglieder produzieren mittlerweile organisch-biologischen Wein, der u. a. von der EZA Fairer Handel bezogen wird.

 

Vorteile aus dem fairen Handel

Die Errungenschaften, die mit Hilfe des Fairen Handels in den letzten Jahren erreicht wurden, sind beeindruckend: Stipendien ermöglichen neue Bildungschancen für die Nachkommen der ProduzentInnen bis hin zum Universitätsstudium. Neben einer Kranken- und Unfallversicherung übernimmt Sagrada Familia medizinische Kosten von bis zu 2000,- US$ pro Familie und Jahr. Die Wohn- und Lebensverhältnisse der ProduzentInnen (Strom, Wohnraumverbesserung, etc.) und die Arbeitsbedingungen der SaisonarbeiterInnen (WC- und Waschanlagen auf den Parzellen, Unfallversicherung, überdurchschnittliche Entlohnung) haben sich verbessert. Gleichzeitig wurde in die Produktentwicklung investiert. Anbaumethoden und Weiterverarbeitung der Trauben zu Wein haben sich geändert. Heute erzeugt Sagrada Familia neben Tafelweinen hochwertige Qualitätsweine. Diese finden mittlerweile auch Zugang zum konventionellen Markt. Der Faire Handel bietet den ProduzentInnen einen garantierten Mindestpreis, der die Produktionskosten deckt. Liegt der Marktpreis über den Produktionskosten, wird der Preis automatisch angehoben. Die Zahlungen an die ProduzentInnen erfolgen entsprechend der gelieferten Erntemenge und Qualität.

Foto-Copyright: Oxfam

Informationen zur Verfügung gestellt von

EZA Fairer Handel GmbH

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