Geschlechtergerechtigkeit

FAIRTRADE fördert die Gleichstellung von Frauen und Männern

Die Umsetzung der Menschenrechte kann nur erfolgreich sein, wenn die Rolle der Geschlechterverhältnisse bei deren Implementierung anerkannt wird. Ist das nicht der Fall, werden politische Lösungen nicht die beabsichtigten Wirkungen erzielen. Immer noch sind Frauen und Mädchen besonders von Armut betroffen, obwohl sie auf dem Land die Hauptverantwortung für die Versorgung der Familie stellen und den größten Teil bäuerlicher Subsistenzarbeit leisten.

Die Rolle der Frau in der Landwirtschaft und in der Lohnarbeit

Der Bereich der Landwirtschaft ist traditionell männlich geprägt, und die Rolle von Frauen in der landwirtschaftlichen Produktion wird häufig unterschätzt. Meist haben Frauen in der Landwirtschaft eine höhere Arbeitsbelastung, und verfügen trotzdem über eine geringere Entscheidungsmacht. Lohnarbeit wird meist durch schlechte Arbeitsbedingungen geprägt.

Weltweit betrachtet leisten vor allem Bäuerinnen einen wesentlichen Beitrag in der aktiven Erhaltung und damit in der Reproduktion von Saatgut. In Gesellschaften, in denen der Alltag durch eine geschlechtsspezifische Trennung von Arbeit und Zuständigkeiten gekennzeichnet ist, ist auch das Wissen unterschiedlich verteilt, womit häufig eine unterschiedliche, geschlechtsspezifische Bewertung dieses Wissens einhergeht. Frauen verfügen meist über das Wissen, das über Generationen weitergegeben wird, und sorgen so für den Erhalt der vorhandenen biologischen Vielfalt.

Nur 20% der Landbesitzer sind weiblich. In Nordafrika und Westasien machen Frauen weniger als 5% der Besitzerinnen von Ackerland aus, im subsaharischen Afrika 15% und in Lateinamerika etwas über 25%.

Durch die Übernutzung ökologischer Ressourcen und den weltweiten Klimawandel erhöht sich die Arbeitsbelastung von Frauen. Die Versorgung des Haushalts mit Wasser und Feuerholz ist üblicherweise eine "weibliche" Tätigkeit, die sich vielerorts immer schwieriger gestaltet. Die "Zeit-Armut" von Frauen wird dadurch verschärft.

Durch die fortschreitende Verarmung kleinbäuerlicher Familien kommt es in vielen Regionen dazu, dass männliche oder zuletzt auch verstärkt weibliche Familienmitglieder Arbeit in städtischen Zentren oder im Ausland suchen. So kommt es derzeit zu einer verstärkten Feminisierung von Lohnarbeit. Diese ist meist von schlechten Bedingungen und geringen Löhnen geprägt. Frauen machen weltweit anteilsmäßig zwar einen geringeren Teil der Erwerbstätigen aus, stellen jedoch 60% der "working poor".

FAIRTRADE stärkt Frauenrechte

Ein wichtiger Bestandteil der neuen Strategie von Fairtrade International 2016 - 2020 ist insbesondere die Stärkung der Frauenrechte.

Mehr Beteiligung von Frauen in FAIRTRADE-Organisationen

Der Anteil von Frauen in FAIRTRADE-Produzentenorganisationen ist bislang geringer als der Männeranteil. Hierfür gibt es unterschiedliche Gründe. Häufig stellen gesetzliche, soziale und kulturelle Normen eine Barriere für die Partizipation von Frauen dar. Beispielsweise kann die Mitgliedschaft in einer Kooperative von Landbesitz abhängen. Frauen besitzen meist viel weniger Land als Männer und werden somit ausgeschlossen. Der Abbau solcher Barrieren ist ein zentrales Anliegen von FAIRTRADE.

FAIRTRADE-Standards sorgen für mehr Gendergerechtigkeit

Einen wichtigen Beitrag zur Gleichstellung von Frauen leisten die FAIRTRADE-Standards, die sich an den ILO-Konventionen orientieren.

Folgende Regelungen müssen von den FAIRTRADE-Organisationen befolgt werden:

  • Personen dürfen nicht aufgrund des Geschlechtes oder Familienstands diskriminiert werden.
  • Im Rahmen des Einstellungsverfahrens dürfen Arbeiterinnen und Angestellte nicht auf mögliche Schwangerschaft getestet werden.
  • Sexuelle Belästigung, Missbrauch und sexuelle Ausbeutung in jeder Form sind untersagt.
  • Arbeiterinnen und Angestellten stehen Mutterschutz, soziale Absicherungen und freiwillige Sozialleistungen zu.
  • Die Regelungen zur Aufnahme neuer Kooperativen-Mitglieder dürfen niemanden diskriminieren.
  • Benachteiligte Gruppen innerhalb der Organisation, z.B. aufgrund des Geschlechts, müssen identifiziert werden. Für diese Gruppen müssen Programme eingeführt werden, die zur Verbesserung ihrer sozialen und wirtschaftlichen Situation dienen.

So wird die FAIRTRADE-Prämie genützt, um Frauen zu unterstützen

Ein wichtiges Instrument zur Stärkung von Frauenrechten ist die FAIRTRADE-Prämie. Sie wird oft genutzt, um in Projekte zu investieren, von denen Frauen profitieren. Hierzu zählen Projekte, die eine bessere Kinderbetreuung, verbesserte Transportmöglichkeiten, ein besseres Gesundheitssystem oder die Schaffung des Zugangs zu Wasser ermöglichen.

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