von FAIRTRADE Österreich
Der neue Kakao-Standard
Der meiste FAIRTRADE-Kakao kommt aus den westafrikanischen Anbauländern Côte d’Ivoire und Ghana, außerdem aus Mittel- und Lateinamerika. Westafrika ist die bedeutendste Kakao-Anbauregion weltweit. Insgesamt werden weltweit jedes Jahr 4,82 Millionen Tonnen Kakao produziert. Rund 90 Prozent davon stammen von Familienbetrieben, die oft kleine Felder von weniger als fünf Hektar bewirtschaften.
Der Anbau ist geprägt von Armut, Abhängigkeiten und Machtungleichgewicht, wenige kakaoverarbeitende Konzerne beherrschen den Markt und diktieren Preise - diese schwierigen Rahmenbedingungen sind die Ursachen für ausbeuterische Kinderarbeit und Umweltzerstörung wie Entwaldung. Fehlende Nachwuchskräfte und die zunehmende Klimakrise stellen den Kakaoanbau vor weitere Herausforderungen. Laut einer aktuellen Studie sind allein in Côte d’Ivoire und Ghana rund 1,5 Millionen Kinder gezwungen, in den Kakaowäldern zu arbeiten.
Auch der meiste FAIRTRADE-Kakao kommt aus den westafrikanischen Anbauländern Côte d’Ivoire und Ghana, außerdem aus Mittel- und Lateinamerika. Die FAIRTRADE-Standards verbieten jedoch ausbeuterische Kinderarbeit. 26 Prozent aller Produzentenorganisationen in Afrika und im Mittleren Osten haben bereits Unterstützung beim Kinderschutz erhalten; davon gab mehr als die Hälfte an, dass diese FAIRTRADE-Unterstützung ihnen geholfen hat, interne Maßnahmen bei Verstößen gegen Kinderrechte zu entwickeln. Der überarbeitete Kakao-Standard wird diese Hilfen intensivieren.
Was steht in den FAIRTRADE-Standards, und was ist neu?
Es gibt soziale, ökologische und ökonomische Standards. Darunter sind Kernziele, wie der Verzicht auf Gentechnik, das Verbot von Diskriminierung und Entwicklungsziele, etwa Aufforstungsprojekte. Die FAIRTRADE-Standards entwickeln sich ständig weiter: FAIRTRADE prüft laufend, was die Produzent*innen brauchen, und passt die Standards entsprechend an. Die unabhängige Organisation FLOCERT überprüft, ob die Standards überall eingehalten werden. Das sind die wichtigsten Neuerungen, die 2023 beschlossen wurden:
Sorgfaltspflicht
- Kooperativen müssen eine schriftliche Verpflichtungserklärung zur Achtung der Menschenrechte und zum Schutz der Umwelt ausarbeiten und unterzeichnen.
- Kooperativen evaluieren alle drei Jahre die drei höchsten Risikofaktoren für ihre Mitglieder. Dann müssen sie einen jährlichen Aktionsplan entwickeln, außerdem einen langfristigen Plan, um diese drei Risiken zu beseitigen
- Kinderschutz: Die Kooperative überprüft und dokumentiert die Anwesenheit der Kinder im Unterricht.
- Menschenrechte: Es wurden die Rechte von Pächter*innen gefestigt. In jeder Kooperative muss eine Beschwerdeplattform eingerichtet werden.
Umweltschutz
- Um Entwaldung vorzubeugen, müssen Kooperativen die Produktionsmengen jedes einzelnen Mitglieds aufzeichnen – die geschätzte und die tatsächliche Produktion. Wenn es zwischen Schätzung und tatsächlichem Wert einen großen Unterschied gibt, muss nachkontrolliert werden.
- Geodaten sind für alle Kooperativen und ihre Mitglieder obligatorisch: Die Größe aller Felder wird digital erfasst, bei Feldern über 4 Hektar werden auch alle Grenzen der Anbaugebiete vermaßt und gespeichert.
- Von FAIRTRADE-zertifizierten Produzent*innen dürfen keine neuen Flächen für den Anbau gerodet werden – dieses Kriterium gilt schon seit Anfang 2019. Im Kakao-Standard wurde nun nachträglich der 31. Dezember 2018 als Stichtag ergänzt.
Existenzsicherndes Einkommen
- Die Kooperativen sammeln kontinuierlich Daten zu den Ertragseinnahmen und Produktionskosten ihrer Mitglieder. So kann ermittelt werden, ob die Kosten eines Haushalts nachhaltig gedeckt sind, also ein existenzsicherndes Einkommen besteht.
- Im Rahmen von eigenen Trainings schulen die Kooperativen die Kleinbäuerinnen und -bauern in Sachen Finanzplanung.