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Good Clothes-Kampagne von FAIRTRADE

Die Modebranche ist eine 1,53 Billionen Dollar schwere Industrie, doch die Menschen, die unsere Kleidung herstellen – überwiegend Frauen – leben in Armut. Es ist an der Zeit, das endlich zu ändern.

Heute sind 80 Prozent der Textilarbeiterinnen Frauen. Sie sind für das Funktionieren der Modeindustrie unverzichtbar, stehen aber vor sozioökonomischen und politischen Herausforderungen, die sie verletzlicher machen als ihre männlichen Kollegen.

Arbeiterinnen sind unter Umständen Missbrauch, erzwungenen und unbezahlten Überstunden, Lohnabzügen und geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt. Obwohl sie 12 Stunden oder mehr pro Tag und sechs Tage die Woche arbeiten, haben sie Mühe, über die Runden zu kommen. Nach Angaben der Kampagne für Good Clothes erhalten sie zwei- bis fünfmal weniger als das, was sie für ihren Lebensunterhalt und den ihres Haushalts benötigen.

Unsichtbare Arbeitskräfte

Die meisten von uns wissen nicht, dass die Stickerei oder die Pailletten auf unserem Lieblings-T-Shirt von einer Frau in ihrem eigenen Haus genäht wurden, die ohne Vertrag und sozialen Schutz arbeitet. Doch in Südasien arbeiten 50 Millionen Frauen zu Hause in der Textilindustrie. Diese unsichtbaren Heimarbeiterinnen sind die am schlechtesten bezahlten und prekär Beschäftigten des Sektors: Sie verdienen im Durchschnitt 40 % weniger als Fabrikarbeiterinnen.

Sie sind nicht durch das Arbeitsrecht geschützt, von ihren Arbeitgebern und Kollegen isoliert und auch nicht über ihre Rechte informiert. Es ist praktisch unmöglich, Beziehungen zu Gewerkschaften aufzubauen und sich so Gehör zu verschaffen und ihre Rechte durchzusetzen. Diese schlimme Situation ist eine Folge der Fast-Fashion-Mode, bei der die Textilfabriken unter Druck gesetzt werden, mehr zu extrem niedrigen Preisen zu produzieren, während die Marken ihre Gewinne maximieren.

Aufgrund der wachsenden Nachfrage der Konsument*innen nach nachhaltiger Mode haben sich einige Modemarken verpflichtet, die Menschenrechte in ihren Lieferketten zu berücksichtigen. Diese freiwilligen Initiativen reichen jedoch nicht aus. Um zu verhindern, dass die Rechte der Arbeitnehmer*innen weiterhin im Namen des Profits geopfert werden, sind dringend Rechtsvorschriften erforderlich.

Unternehmen zur Achtung der Rechte verpflichten

Am 23. Februar 2022 hat die Europäische Kommission einen Vorschlag für eine Richtlinie über die Sorgfaltspflicht von Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit gemacht. Nach dieser Richtlinie müssten multinationale Unternehmen, die Produkte auf dem europäischen Markt verkaufen wollen, so arbeiten, dass die Menschenrechte und die Umwelt geachtet werden.

Der aktuelle Vorschlag ist jedoch geschlechtsblind, was von mehr als 80 NROs und Gewerkschaften angeprangert wird. Um sicherzustellen, dass Frauen und Mädchen nicht auf der Strecke bleiben, setzen wir uns im Europäischen Parlament für geschlechtsspezifische Sorgfaltspflichten ein und fordern die nationalen Regierungen auf, diese Botschaft an den Europäischen Rat weiterzuleiten. Ohne eine geschlechtsspezifische Gesetzgebung ist es unmöglich, Diskriminierung, sexistische und sexuelle Belästigung sowie Lohnungleichheiten zu verringern oder das Wissen der Frauen über ihre Rechte zu verbessern. In der endgültigen Fassung der Richtlinie muss die Geschlechterperspektive in jeder Phase des Due-Diligence-Prozesses berücksichtigt werden (Identifizierung von Risiken, Überwachung der Maßnahmen zur Verhinderung und Abschwächung von Risiken, Bestimmungen über den Zugang der Opfer zur Justiz usw.).

Löhne im Mittelpunkt: Good Clothes, Fair Pay

Ein existenzsichernder Lohn ist ein Menschenrecht – ungeachtet des Geschlechts. Die von rund 50 NROs und Gewerkschaften unterstützte Kampagne Good Clothes Fair Pay fordert europäische Rechtsvorschriften, die Unternehmen der Bekleidungs-, Textil- und Schuhbranche verpflichten, den Textilarbeiter*innen in ihren Lieferketten existenzsichernde Löhne zu zahlen.

Im Rahmen der Europäischen Bürgerinitiative benötigen wir nur 1 Million Unterschriften von europäischen Bürger*innen, um die Europäische Kommission zum Handeln zu bewegen. Wir alle können die Petition der Kampagne unterzeichnen, unsere Macht ausüben und einen politischen Wandel fordern, der, wenn er erfolgreich ist, ein entscheidender Schritt sein zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen dieser Frauen.

Mach gemeinsam mit Abgeordneten, Aktivisten, anderen NROs und Journalist*innen für diese beiden Initiativen mobil, damit die Rechte dieser unsichtbaren Frauen hinter unseren Kleidungsstücken endlich anerkannt und geachtet werden. Der Internationale Frauentag ist nur einmal im Jahr, der Einsatz für Gleichberechtigung sollte aber jeden Tag ein wichtiges Thema sein!

Hier kannst du die Petition gleich unterschreiben.