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Statement zum Artikel „Fairtrade-Kaffee ist auch nicht besser“ vom 15. Februar 2019 in „Der Standard“

Andreas Sator behauptet in seinem Beitrag, FAIRTRADE habe nachweislich kaum positive Auswirkungen auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Kleinbauernfamilien im Ursprung.

Dieser Aussage müssen wir vehement widersprechen. Herr Sator stützt sich in seinem Bericht auf eine Meta-Studie (<link http: sites default files srs9-agricuture-certification-scehmes.pdf external-link-new-window internal link in current>hier das Original von Oya et al bzw. die Ende 2018 im Journal "World Development" <link https: www.sciencedirect.com science article abs pii s0305750x18303012 external-link-new-window internal link in current>publizierte Version) und vermittelt den Eindruck, die Grundaussage der Ergebnisse sei negativ.

Die erwähnte Studie zeichnet jedoch ein komplexeres Bild: So müssen immer die jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden, unterschiedliche Studien weisen einen unterschiedlichen Forschungsschwerpunkt auf, eine Vergleichbarkeit und Verallgemeinerung der Aussagen ist daher denkbar schwierig. In der Meta-Studie wird außerdem nicht zwischen den verschiedenen Zertifizierungssystemen (Fairtrade, Rainforest Alliance, Utz, etc.) unterschieden. Sehr wohl spricht der Studienautor Oya in seiner Meta-Studie jedoch davon, dass Zertifizierungssysteme auch positive Auswirkungen auf die erzielten Rohstoffpreise sowie die Einkommen der Produzentenorganisationen haben können. 

Zu dieser Conclusio kommen auch eine große Zahl an Forschungsbeiträgen, die sich in der Vergangenheit mit dem Thema FAIRTRADE auseinandergesetzt haben. So auch eine Studie des renommierten <link https: www.fairtrade-deutschland.de fileadmin de studien fairtrade_einordnung_studie_cocoa_farmer_income_2018.pdf external-link-new-window internal link in current>CEval – Center for Evaluation. Darin wird über einen Erhebungszeitraum von fünf Jahren nachgewiesen, dass FAIRT-RADE Bäuerinnen und Bauern stärkt, indem ihre wirtschaftliche Situation stabilisiert und das Bewusstsein für umweltschonenden Anbau nachhaltig geschärft wird. Das alleine reicht natürlich nicht aus, um FAIRTRADE zu einem Wundermittel gegen globale Ungerechtigkeit zu machen. FAIRTRADE begreift sich selbst als lernendes System, das in einigen der ärmsten Regionen der Welt versucht, die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Kaffee-Kleinbauernfamilien nachhaltig zu verbessern. Daher ist es überaus wichtig, den Status Quo der eigenen Arbeit zu kennen und kritisch zu reflektieren. Das macht FAIRTRADE abseits von wissenschaftlichen Auftragsarbeiten auch im Austausch mit den Produzentennetzwerken, die Kleinbauernfamilien und Beschäftige aus Afrika, Asien und Lateinamerika repräsentieren und an allen Entscheidungen gleichberechtigt beteiligt sind. Denn je nach Rohstoff, Land und Produzentenorganisation müssen verschiedene Faktoren im fairen Handel berücksichtigt werden. Gerade von einem Qualitätsmedium wie der Tageszeitung „Standard“ erwarten wir, dass dieses hoch komplexe System mit einer differenzierten Sichtweise kritisch, aber fair hinterfragt wird. Insofern finden wir es bedauerlich, dass FAIRTRADE nicht die Chance im Artikel bekommen hat, zu den erhobenen Vorwürfen Stellung zu beziehen. Gegen Ende seines Berichts schreibt Herr Sator selbst: „Und jetzt? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht.“ Einerseits lobt der Journalist die Signalwirkung, die der Kauf von FAIRTRADE-Produkten für mehr Gerechtigkeit hat, andererseits regt er an, für benachteiligte Menschen zu spenden oder selber politisch aktiv zu werden. Wir sind der Meinung: All das sind begrüßenswerte Maßnahmen und stehen in keinem Widerspruch zueinander. Ziviles Engagement fördern und globale Zusammenhänge sichtbar zu machen, ist ein wesentlicher Teil der Arbeit vom gemeinnützigen Verein FAIRTRADE Österreich. Die faire Handelsbewegung besteht aus vielen Teilen, die zusammen ein ganzes Bild ergeben. FAIRTRADE leistet dazu einen wertvollen Beitrag hierzulande in Schulen, Gemeinden, Pfarren und auch am Arbeitsplatz. So wird gesellschaftliches Bewusstsein geschaffen und der Wandel im Handel weiter vorangetrieben.

Weitere Artikel:

  • <link https: www.weltladen.at fileadmin user_upload was_uns_bewegt leserinnenbrief_zu_andreas_sator_150219.pdf external-link-new-window internal link in current>LeserInnenbrief von Andrea Reitinger, EZA Fairer Handel
  • <link https: www.weltladen.at was-uns-bewegt newsdetail kritik-am-fairen-handel external-link-new-window internal link in current>"Kritik am fairen Handel" - Statement von der Arbeitsgemeinschaft Weltläden

FAIRTRADE ist nur einer von vielen benötigten Bausteinen in dem komplexen Ziel der Armutsbekämpfung und nachhaltigen Entwicklung. Lesen Sie hier mehr zu den Herausforderungen.


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