Zertifizierung und Kontrolle
Qualitätssicherung durch regelmäßige Überprüfung
2003 wurde die Zertifizierungsstelle FLOCERT GmbH gegründet. Ihre Aufgabe ist es, regelmäßig die Einhaltung der FAIRTRADE-Standards bei den Produzentenorganisationen, Händlern und Unternehmen im FAIRTRADE-System zu überprüfen und unabhängige Zertifizierungen bei allen Vertragspartnern durchzuführen.
Weltweit einheitliche Verfahren
Mehr als 100 geschulte Auditorinnen und Auditoren führen weltweit vor Ort die Kontrollen nach einheitlichen Verfahren bei allen relevanten Vertragspartnern durch.
Die FLOCERT-Auditorinnen und Auditoren leben in den jeweiligen Ländern und Regionen, in denen die Vertragspartner ansässig sind. Sie kennen die regionalen Verhältnisse, gesetzlichen Rahmenbedingungen und kulturellen Gegebenheiten genau und sprechen die lokalen Sprachen. So können sie die Situation vor Ort gut einschätzen und wissen, worauf sie besonders achten müssen.
Um die Qualität und Einheitlichkeit der Zertifizierungsverfahren zu gewährleisten, sind alle Auditorinnen und Auditoren verpflichtet, an Schulungen teilzunehmen, bei denen Interviewtechniken trainiert werden. Selbstverständlich werden sie auch regelmäßig gründlich zu den FAIRTRADE-Standards und darüber, wie sie ihre Einhaltung überprüfen können, geschult.
Der Zeitaufwand und die damit verbundenen Kosten für die Kontrollen ist sehr unterschiedlich und abhängig von der Größe der Kooperative bzw. Plantage, der Organisationsstruktur und der Anzahl der unterschiedlichen Produkte, die zertifiziert werden müssen. Ein vollständiges Audit bei einer Produzentenorganisation dauert in der Regel mehrere Tage.
Nach der Inspektion vor Ort schicken die Auditor*innen einen Audit-Bericht an FLOCERT. Der zuständige FLOCERT-Analyst wertet diesen Bericht aus, prüft eventuell gefundene Abweichungen von den Standards und fordert Korrekturmaßnahmen dafür ein. Sofern keine kritischen Abweichungen gefunden wurden, erhält die Produzentenorganisation zunächst eine zeitlich befristete sogenannte Handelsgenehmigung. Erst wenn alle Abweichungen korrigiert sind, kann FLOCERT eine positive Zertifizierungsentscheidung treffen und ein FAIRTRADE-Zertifikat ausstellen.
Nach der Erst-Zertifizierung werden die Produzentenorganisationen innerhalb eines dreijährigen Zertifizierungszyklus mindestens zwei weitere Male überprüft. Neben diesen regulären sogenannten Überwachungsaudits führt FLOCERT regelmäßig auch unangekündigte Audits durch.
Durch FAIRTRADE stehen allen beteiligten Akteuren zwei Beschwerdemechanismen zur Verfügung. Zum einen schreiben die Standards für lohnabhängig Beschäftigte vor, dass alle Arbeitskräfte innerhalb ihres Betriebes vor Ort Beschwerden vornehmen können (Standard für lohnabhängig Beschäftigte, Textil-Standard). Zum anderen bietet der Fairtrade-Zertifizierer FLOCERT Arbeiterinnen und Arbeitern, Gewerkschaften, NGOs, Privatpersonen und zertifizierten Betrieben die Möglichkeit, Beobachtungen und Beschwerden wegen des Verdachts auf Verstöße gegen die FAIRTRADE-Standards direkt einzureichen und garantiert den beschwerdeführenden Personen dabei Anonymität. FLOCERT stellt sicher, dass alle eingereichten Beschwerden bearbeitet und bewertet werden, und dass eine angemessene Reaktion erfolgt. Diese kann je nach konkretem Fall von einem unangekündigten Audit, über eine Anfrage an den beschuldigten Betrieb oder eine Berücksichtigung im folgenden Audit reichen. FLOCERT schützt die Anonymität von Arbeitnehmer*innen, die Beschwerde einlegen. Nach Beendigung des Verfahrens wird Beschwerdeführer*innen mitgeteilt, ob sich ihre Beschwerdepunkte bestätigen ließen.
Beschwerde/Anschuldigung einreichen:
Über dieses Formular können Anschuldigen und Beschwerden bei FLOCERT in fünf verschiedenen Sprachen eingereicht werden. Alternativ können Anschuldigungen und Beschwerden auch per E-Mail oder telefonisch eingereicht werden (+49-22824930 für Deutschland, weiteren Telefonnummern hier)
Gleichzeitig garantiert FLOCERT, dass alle Einsendungen geprüft und streng vertraulich behandelt werden. Jeder Einsender erhält innerhalb von sieben Tagen Bescheid von FLCOERT, wie sie weiterverfahren. Wie FLOCERT im Detail nach Erhalt einer Anschuldigung bzw. Beschwerde weiterverfährt, erfahren Sie im Dokument „Allegation – Standard Operating Procedure“ von FLOCERT.
Gemäß der Standards (siehe oben) haben FAIRTRADE-zertifizierte Betriebe dafür Sorge zu tragen, dass betriebsinterne Beschwerdeverfahren allen Arbeitskräften bekannt sind, dass sie das Verfahren verstehen und ihnen klar ist, dass sie das Recht haben, sich Gehör zu verschaffen und Beschwerde einzulegen. Darüber hinaus informiert FLOCERT im Rahmen des Auditprozesses über die Beschwerdeverfahren bei FLOCERT.
Prüfungskatalog: Strengthen the CORE
Bei den Kontrollen wird die Einhaltung der FAIRTRADE-Standards geprüft. FLOCERT hat die FAIRTRADE-Standards in konkrete einzelne Kontrollpunkte übersetzt und damit eine öffentlich zugängliche Liste mit Konformitätskriterien geschaffen. FLOCERT arbeitet dabei mit dem Prüfungskatalog SCORE (= strengthen the CORE, den Kern stärken). Es gibt verpflichtende Kernkriterien (CORE und MAJOR), die die FAIRTRADE-Grundwerte widerspiegeln und eine solide Basis für die Entwicklung und Stärkung der Produzentengruppen bilden. Des Weiteren gibt es Entwicklungskriterien (DEVELOPMENT), die den Fortschritt in der Produzentenorganisation aufzeigen und dabei helfen, Strukturen zu stärken, längerfristig zu planen und zu investieren.
ISO-17065-Akkreditierung
Für die FAIRTRADE-Zertifizierung ist FLOCERT nach der internationalen Qualitätsnorm für Zertifizierungsorganisationen ISO-17065-akkreditiert und wird selbst einmal im Jahr einer Kontrolle der deutschen Akkreditier- und Prüfstelle DAkkS unterzogen. Damit werden größtmögliche Transparenz und Unabhängigkeit in den Zertifizierungsentscheidungen gewährleistet.
Beispiel aus der Praxis: Kakao aus der Elfenbeinküste
Erfahren Sie am Beispiel von Kakao aus der Elfenbeinküste, wie FLOCERT die Einhaltung der Standards überprüft.
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