Die häufigsten Fragen rund um FAIRTRADE

Der FAIRTRADE-Code ist eine Nummer, die sich auf der Verpackung Ihres FAIRTRADE-Produktes befindet. Bei FAIRTRADE-Früchten – wie zum Beispiel Bananen – finden Sie den Code auf dem Aufkleber. Hinter allen FAIRTRADE-Produkten stehen Menschen und ihre Geschichten: Mit Hilfe des FAIRTRADE-Codes können Sie ganz einfach herausfinden, welche Produzentenorganisationen Sie mit dem Kauf des jeweiligen FAIRTRADE-Produktes unterstützen. Geben Sie dazu den FAIRTRADE-Code auf unserer Website www.fairtrade.at ein und statten Sie den Bauernfamilien und Arbeiterinnen und Arbeitern einen virtuellen Besuch ab: Sie erfahren wo Menschen leben, wie sie arbeiten und welche Projekte bereits durch die FAIRTRADE-Prämie finanziert werden konnten.

Grundsätzlich gilt: FAIRTRADE-zertifiziert Produkte, nicht Unternehmen. Jedes Produkt mit dem FAIRTRADE-Siegel erfüllt die internationalen FAIRTRADE-Standards. Unabhängig davon, welche Unternehmen in der Wertschöpfungskette involviert sind, erhalten die Produzentengruppen dieselben FAIRTRADE-Mindestpreise und -Prämien. Daher profitieren die FAIRTRADE-Kleinbauernfamilien und Arbeiterinnen und Arbeiter von jeder Produkteinführung durch neue Marktzugänge und höhere Absätze zu FAIRTRADE-Bedingungen.

FAIRTRADE ist mit dem ausdrücklichen Ziel gegründet worden, ein faireres Handelssystem zu entwickeln, das auch im konventionellen Markt bestehen kann und das für alle Firmen offen ist, die gewillt sind, die Richtlinien des fairen Handels zu befolgen. Je mehr Firmen mit FAIRTRADE zusammenarbeiten und Produkte mit dem FAIRTRADE-Siegel ins Sortiment aufnehmen, desto mehr Menschen profitieren in Afrika, Asien und Lateinamerika.

Nehmen Sie bitte Kontakt mit FAIRTRADE Österreich auf: office@fairtrade.at

Aufgrund der steigenden Bekanntheit des fairen Handels erhalten Produzentenorganisationen zunehmend Besuchsanfragen aus der Öffentlichkeit. FAIRTRADE Österreich kann Sie leider nicht mit einer FAIRTRADE-Kleinbauernkooperative oder -Plantage in Kontakt bringen, da die meisten Produzentengruppen keine Besucherinnen und Besucher empfangen können.

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„FAIRTRADE zertifiziert Produkte und Rohstoffe, das heißt, es geht um die Lieferkette und nicht darum, wo diese Produkte verkauft werden. Wenn ein Produkt nach FAIRTRADE-Standards gehandelt ist und das von FAIRTRADE kontrolliert wird, kann das FAIRTRADE-Siegel für dieses Produkt vergeben werden. Ob das Produkt am Ende des Tages im Supermarkt, Weltladen, in Spezialgeschäften oder Gastronomiebetrieben verkauft wird, spielt hier keine Rolle.“

          Hartwig Kirner, Geschäftsführer FAIRTRADE Österreich

Nein, die Möglichkeit beispielsweise FAIRTRADE-Kakaobohnen über den Mengenausgleich einzukaufen, gibt es bereits seit 1996 in Österreich, also seitdem die erste FAIRTRADE-Schokolade auf den heimischen Markt kam. Es steht jedem Lizenzpartner frei, ob er seine Kakaobohnen mit Mengenausgleich bezieht oder nicht. Diese Entscheidung wurde damals getroffen, um sicherzustellen, dass keine unnötigen Kosten in der Lieferkette den Absatz schmälern oder gar die Teilnahme der Kleinbauernkooperativen am fairen Handel verhindern.

Zurück von Ihrer Reise nehmen Sie Kontakt mit unserem Verein FAIRTRADE Österreich auf, der alles Weitere in die Wege leitet: office@fairtrade.at

FAIRTRADE-Siegel

Viele Unternehmen, die ihre Produkte als „fair gehandelt“ kennzeichnen, obwohl sie kein FAIRTRADE-Siegel tragen, arbeiten mit einem international anerkannten Netzwerk, wie zum Beispiel der World Fair Trade Organisation (WFTO) zusammen. Es gibt auch aber auch Unternehmen, die kein Mitglied eines anerkannten Netzwerks sind, und trotzdem Produkte anbieten, welche als fair gehandelt gekennzeichnet sind. Immer öfter rufen vor allem große Unternehmen „eigene“ Labels ins Leben. Hier ist es wichtig nachzufragen, was die Produktkennzeichnung genau bedeutet und ob sie einer unabhängigen Kontrolle unterliegen.

 

„Das Ziel der Organisation FAIRTRADEist es, Menschen in sogenannten Entwicklungsländern zu einem besseren Leben zu verhelfen und Armut zu bekämpfen. Das heißt, es geht um Bäuerinnen und Bauern sowie Beschäftigte auf Plantagen im globalen Süden. Auch wenn österreichische Landwirtinnen und Landwirte einen fairen Preis für Ihre Waren verdienen, so haben sie doch bessere Interessensvertretungen als Menschen in benachteiligten Regionen der Erde.“

Hartwig Kirner, Geschäftsführer FAIRTRADE Österreich

FAIRTRADE ist ein Modell mit einem ganzheitlichen Ansatz: Es stellt Anforderungen an den landwirtschaftlichen Anbau, an die Organisation der Bauernfamilien, und an den fairen Handel mit den Rohstoffen. FAIRTRADE stellt faire Handelsbedingungen in den Fokus und grenzt sich unter anderem aufgrund folgender Alleinstellungsmerkmale von anderen nachhaltigen Zertifizierungen ab:

  • Die FAIRTRADE-Prämie verbessert die Lebenssituation der Kakaobauernfamilien und ihrer Dorfgemeinschaften. Die demokratisch organisierten Kleinbauernkooperativen entscheiden über die Verwendung der Prämie in Gesundheit, Bildung, Infrastruktur und Produktivität.
  • Der FAIRTRADE-Mindestpreis bildet ein Sicherheitsnetz nach unten.
  • Die Produzentennetzwerke, also die Vertreterinnen und Vertreter der Kleinbauernkooperativen, sind in allen wichtigen FAIRTRADE-Gremien präsent. Strategische Entscheidungen werden zu 50% von den Produzentennetzwerken mitbestimmt.
  • FAIRTRADE verschafft den Produzentinnen und Produzenten Zugang zum Weltmarkt. Alle Vertragspartner erklären sich zu langfristigen Handelsbeziehungen bereit.

FAIRTRADE-Standards

Die Standards- und Preisabteilung von Fairtrade International ist beauftragt, Mindestpreise und Prämien zu evaluieren und festzulegen. Dabei werden am Markt und im fairen Handel übliche Preise sowie die Produktionskosten betrachtet. Sowohl die Produzentinnen und Produzenten, als auch Händler und Mitgliedsorganisation werden in die Preisfindung miteingebunden.

FAIRTRADE-Mindestpreise und Prämien der einzelnen Produktkategorien sind auf der Website von Fairtrade International öffentlich einsehbar.

Fairtrade International setzt die FAIRTRADE-Mindestpreise und -Prämien fest, die direkt an die Kleinbauernkooperativen und Plantagen bezahlt werden müssen. FAIRTRADE hat jedoch keinen Einfluss auf die Preisgestaltung im Verkaufsregal. Der Anteil des Verkaufspreises, der bei der Kooperative oder Plantage ankommt, variiert von Lieferkette zu Lieferkette.

Auf der Website von Fairtrade International ist die Höhe der FAIRTRADE-Mindestpreise und -Prämien öffentlich einsehbar.

Generell gilt: Fairtrade International setzt Mindestpreise und -Prämien fest, die direkt an die Kooperativen bzw. Plantagen bezahlt werden müssen. Weder Fairtrade International noch die Nationalen Fairtrade Organisationen (NFOs) üben jedoch Einfluss auf die Preisgestaltung im Einzelhandel aus. Die unabhängige Kontrolle stellt sicher, dass die Produzentengruppen den FAIRTRADE-Mindestpreis bzw. den Weltmarktpreis erhalten, wenn dieser höher ist, und dass die FAIRTRADE-Prämie bei den Produzentengruppen ankommt.

Nicht alle FAIRTRADE-Produkte kosten tatsächlich mehr als konventionelle Produkte. Beim Preisvergleich müssen folgende Punkte beachtet werden:

  • FAIRTRADE-Produkte sind oft aufgrund der besonderen Produktionsmethoden von höherer Qualität. Bei Preisvergleichen zwischen konventionellen und FAIRTRADE-Produkten muss man daher darauf achten, Produkte derselben Qualitätskategorie zu vergleichen. Zum Beispiel sollte FAIRTRADE-Kaffee nur mit konventionellen Arabica-Sorten verglichen werden.
  • Es ist allgemein bekannt, dass gewisse Discount-Produkte bewusst verbilligt und effektiv durch die Margen anderer Produkte quersubventioniert werden. Werden solche Discount-Produkte mit FAIRTRADE-zertifizierten Produkten verglichen, ergibt das ein verfälschtes Bild. Es sollten daher nur Produkte aus dem gleichen Preissegment verglichen werden.
  • Ein weiterer Faktor ist die Größenordnung der Produktion. Kleine Losgrößen kommen den Produzentengruppen und weiterverarbeitenden Unternehmen bei jedem Schritt (Verpackung, Transport etc.) teurer, weil sie bei Preisverhandlungen keine großen Mengen ins Treffen führen können.

Die meisten Erzeuger von FAIRTRADE-Produkten profitieren von einem Mindestpreis. Bei einzelnen Produkten gibt es jedoch Ausnahmen, speziell bei Zucker, Blumen und einigen Teevariationen. Bei Zucker kommt es noch während des Transports zu einem schnellen Qualitätsverlust, weshalb hier ein Prämienmodell verwendet wird. Bei Blumen und Tees sind die Kosten in der Herstellung zu unterschiedlich, weshalb ein globaler Mindestpreis keinen Vorteil bringt.

Die Standards beinhalten jedoch immer – egal um welches Produkt es sich handelt – eine FAIRTRADE-Prämie, die der Kleinbauernkooperative bzw. auf Plantagen dem Prämien-Komitee aus gewählten Arbeitnehmervertretern zusätzlich zum Preis für die Rohstoffe gezahlt werden muss. Diese Prämie ist unabhängig von der Existenz eines Mindestpreises und bildet eines der wichtigsten Elemente von FAIRTRADE. Sie ermöglicht es den Produzenten verschiedene Projekte zu finanzieren, die der Gemeinschaft zu Gute kommen. Zum Beispiel den Bau einer Schule, einer Kantine, Investitionen in die Gesundheitsvorsorge oder in die Infrastruktur der Gemeinde. Dadurch wird die Lebens- und Arbeitssituation der Menschen vor Ort nachhaltig verbessert.

Gute Gründe für den Verzicht auf Mindestpreise:

Der Verzicht auf einen FAIRTRADE-Mindestpreis dient letztendlich dazu, dass so viele Bauern und Bäuerinnen wie möglich am fairen Handel teilhaben und neue Produkte aus unterschiedlichen Ländern FAIRTRADE-zertifiziert werden können. So wird ein schneller und einfacher Einstieg ins FAIRTRADE-System ermöglicht. Wichtig ist, dass nur auf einen Mindestpreis verzichtet wird, wenn auch die Bauern und Bäuerinnen oder die abhängig Beschäftigten von der Entscheidung profitieren und dieser zustimmen.

Eine der wichtigsten Aufgaben von FAIRTRADE ist es, die Interessen und Bedürfnisse von Kleinbäuerinnen und -bauern zu schützen. Aus diesem Grund behält es sich FAIRTRADE vor, auf Bitte von Produzentenorganisationen doch noch einen Mindestpreis festzulegen. Zum Beispiel wenn es vermehrt zu Schwierigkeiten bei der Preisverhandlung gekommen ist oder die Situation am Weltmarkt zu starken Preisschwankungen führt.

Die Schwierigkeiten, mit denen Produzentenorganisationen in Afrika, Asien und Lateinamerika konfrontiert sind, variieren sehr stark von Produkt zu Produkt. Die Entscheidung, ob auch Plantagen zertifiziert werden können, ist abhängig von den jeweiligen Gegebenheiten bei der Produktion der unterschiedlichen Rohstoffe.

Kaffee und Kakao werden weltweit zu 70-80% von Kleinbauernfamilien angebaut. Kakao- und Kaffeeplantagen haben meist nur wenige fix angestellte Arbeiterinnen und Arbeiter, sie beschäftigen in den Erntezeiten vor allem Tagelöhner. Eine der Stärken von Kleinbauernkooperativen ist die Unterstützung einer unabhängigen, demokratischen Entscheidungsstruktur. Bei ständig wechselnden Tagelöhnern hingegen wäre es schwierig zu kontrollieren, dass diese tatsächlich von FAIRTRADE profitieren.

Bei Tee, Blumen und Bananen ist die Situation anders. Diese Produkte werden das ganze Jahr über gleichmäßig geerntet und die Plantagen beschäftigen viele permanente Arbeitskräfte. Die Arbeiterinnen und Arbeiter leben mit ihren Familien in der Nähe der Plantage und somit kann die ganze Gemeinschaft von der FAIRTRADE-Prämie profitieren. Die Arbeiterinnen und Arbeiter profitieren außerdem vom FAIRTRADE-Standard für lohnabhängig Beschäftigte, zum Beispiel durch langfristige Verträge, verbesserte Löhne und Arbeiterrechte. Diese Standards wären in Kaffee- und Kakaoplantagen sehr schwer umzusetzen.

Die FAIRTRADE-Standards und damit auch der Mindestpreis gelten im Verantwortungsbereich der Produzentinnen und Produzenten. Einige davon sind auch Exporteure. In diesem Fall wird der Mindestpreis dort festgelegt, wo er am einfachsten bestimmt werden kann. Der Anteil der Wertschöpfung kann durch eine Erhöhung des Mindestpreises kaum gesteigert werden. Stattdessen werden den Produzentinnen und Produzenten wichtige Verhandlungskenntnisse vermittelt.

Im Fokus von FAIRTRADE stehen Kleinbauernfamilien in Afrika, Asien und Lateinamerika. Ihr Einkommen zu erhöhen, ist ein wichtiger Schritt, um die Lebensbedingungen der Menschen im Ursprung zu verbessern. Daher gilt es, unnötige Kosten in der Wertschöpfungskette so weit wie möglich zu vermeiden. Der Mengenausgleich erlaubt, dass Rohstoffe wie FAIRTRADE-Kakaobohnen gemeinsam mit Kakaobohnen aus konventionellem Handel in den Produktionsanlagen verarbeitet werden. Dadurch wird sichergestellt, dass die Kleinbauernfamilien ihre Rohstoffe auf unkomplizierte Weise absetzen und möglichst große Mengen ihrer Ernte zu FAIRTRADE-Bedingungen verkaufen können. So wird außerdem dafür gesorgt, dass ein großer Teil eines eventuell bezahlten Mehrpreises für FAIRTRADE-Produkte auch wirklich den Kleinbauernfamilien im Ursprung zugutekommt.

am Beispiel FAIRTRADE-Kakao: Schokolade ist kein Produkt, das in einem Arbeitsgang hergestellt wird, sondern hinter dem eine komplizierte Logistik steckt. Am Ende ist die Schokolade die wir essen immer eine Mischung aus verschiedenen Zutaten, die in unterschiedlichen Mengen verwendet werden. Kakaomasse, Kakaopulver und auch Kakaobutter werden in sehr teuren Verarbeitungsanlagen hergestellt. Die meisten Schokoladehersteller kaufen diese Vorprodukte darum bei spezialisierten Herstellern ein, die täglich große Mengen verarbeiten. So werden Kosten gespart und Synergien sowie das Knowhow einer gemeinsamen Produktionsanlage genutzt.

Der Mengenausgleich erlaubt, dass FAIRTRADE-Kakaobohnen gemeinsam mit Kakaobohnen aus konventionellem Handel in den Produktionsanlagen verarbeitet werden. Denn eine getrennte Verarbeitung und Lagerung der Bohnen ist natürlich möglich und wird von (Premium-)Herstellern teilweise auch gemacht, verursacht aber erhebliche Zusatzkosten. Das sind Kosten, von denen am Ende aber die Kleinbauernfamilien im Ursprung nicht profitieren. Für sie ist der FAIRTRADE-Mindestpreis und die zusätzlich bezahlte FAIRTRADE-Prämie für Gemeinschaftsprojekte wichtig, die unabhängig davon, wie ihre Kakaobohnen verarbeitet werden, bezahlt wird. Und sie profitieren umso mehr, je größer der Abnehmerkreis und damit die Menge fair gehandelter Kakaobohnen auf der Welt ist.

Teure Premiumschokolade spricht einen exklusiven Konsumentinnen- und Konsumentenkreis an, der immer eingeschränkt sein wird. Es bedarf aber einer breiten Akzeptanz und damit einem großen Absatz für FAIRTRADE-Kakao, um nachhaltig etwas zu ändern. Nicht nur Käuferinnen und Käufer von Premiumprodukten sollen die FAIRTRADE-Kleinbauernfamilien unterstützen können, FAIRTRADE-Produkte sollten möglichst in jedem Preissegment verfügbar sein. Denn was am Ende zählt – egal ob teure Chocolatiersqualität oder preiswerte Handelsmarke – jede fair gehandelte Tafel Schokolade leistet einen Beitrag, um die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Kleinbauernfamilien im globalen Süden zu verbessern. Und das ist das Ziel von FAIRTRADE.

Wir sind der Überzeugung, dass Konsumentinnen und Konsumenten, die sich bewusst für Fairtrade-Produkte entscheiden, genau das erwarten. Nämlich, dass ein möglichst großer Teil des von ihnen bezahlten Preises bei den Kleinbauernfamilien im Ursprung bleibt. Aktuell liegt der Weltmarkt-Anteil von Fairtrade-Kakao bei nur etwas mehr als 3 Prozent. Es ist also noch ein weiter Weg, um mehr Gerechtigkeit im globalen Kakaohandel zu schaffen. Mit dem Kauf von Fair-trade-Schokolade kann man bewusst einen Beitrag für mehr Fairness setzen und es spielt dabei keine Rolle, ob mit Mengenausgleich produziert wurde oder nicht.

Mengenausgleich wird von FAIRTRADE aktiv kommuniziert, um sicherzugehen, dass die Öffentlichkeit informiert ist und versteht, was das FAIRTRADE-Siegel auf einem Produkt bedeutet. Auf jedem FAIRTRADE-Produkt der österreichischen Partnerfirmen, das mit Mengenausgleich gehandelt wird, ist daher auf der Verpackung der Hinweis „mit Mengenausgleich“ angebracht.

FAIRTRADE funktioniert anders als Bio-Produktion. Bei Produkten des ökologischen Landbaus geht es vor allem um die unterschiedliche physische Qualität des Produktes im Vergleich zu Produkten aus konventionellem Anbau. Da Bio-Standards „nur“ Produktionsstandards sind, aber keine Vorschriften hinsichtlich wirtschaftlicher und sozialer Kriterien machen, ist hier die physische Rückverfolgbarkeit einerseits wichtiger als bei FAIRTRADE, andererseits aber auch einfacher zu gewährleisten, da im Bio-Bereich bereits wesentlich größere Mengen umgesetzt werden.

Verglichen mit Bio-Standards sind FAIRTRADE-Standards aber wesentlich breiter, da sie vor allem wirtschaftliche und soziale Kriterien enthalten – denn bei FAIRTRADE geht es um die Verbesserung der Lebensverhältnisse, nicht nur um die Anbauweise und Weiterverarbeitung. Aus Produzentensicht ist deshalb nicht die physische Identität eines Produktes entscheidend, sondern dass dank FAIRTRADE ein Marktzugang geschaffen wird, stabilere und höhere Preise erzielt werden können, und dadurch eine Verbesserung der Lebensverhältnisse überhaupt erst erreicht werden kann. Dank Mengenausgleich ist das auch dann möglich, wenn eine physische Rückverfolgbarkeit zum Beispiel wegen geringer Verkaufsmengen (noch) nicht möglich ist. Mengenausgleich ist also für FAIRTRADE-Produzenten ein entwicklungspolitisches Instrument der Armutsbekämpfung, und insbesondere wichtig für kleine Produzentenorganisationen.

FAIRTRADE misst im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung umweltverträglichen Produktionsweisen und ökologischem Anbau eine wichtige Bedeutung zu. Oft haben FAIRTRADE-Bauernkooperativen nicht die Ressourcen, das Kapital, die Expertise oder die Zeit, um von Anfang an auf Bio zu setzen. Deshalb schreibt FAIRTRADE in einem ersten Schritt die Umstellung auf nachhaltige Landwirtschaft vor, in einem zweiten freiwilligen Schritt wird Bioanbau gezielt gefördert. FAIRTRADE berät die Produzentengruppen über das Marktpotential für Bio-Produkte und ist bei der Suche nach Informationen über den konkreten Umstellungsprozess behilflich. Außerdem wird für Bio-Produkte ein produktspezifisch festgelegter Bio-Zuschlag bezahlt. Der höhere Preis stellt sicher, dass der Käufer die Bauernfamilien für ihre Mehrkosten bei der Bio-Produktion entlohnt.

Gentechnisch verändertes Saatgut hat negative Auswirkungen auf die Bauernfamilien: Sie werden durch teures Saatgut in Abhängigkeiten gedrängt und sind vor allem durch den meist notwendigen erhöhten Pestizideinsatz und die Ausbreitung von resistenten Pflanzenschädlingen betroffen. Die FAIRTRADE-Umweltstandards verbieten daher die Verwendung von gentechnisch verändertem Saatgut ausdrücklich. Das gilt auch für Rohstoffe, die nicht für den FAIRTRADE-Markt bestimmt sind, aber auf den gleichen Feldern angebaut werden.

In der Ökobilanz eines Produktes spielen neben dem Transport auch die Herstellung, Verarbeitung und Vermarktung eine große Rolle. Daher kann ein österreichisches Produkt, wenn es energieintensiv hergestellt wird, eine schlechtere Ökobilanz aufweisen als ein Importprodukt, welches einen langen Schiffsweg hinter sich hat. Das trifft zum Beispiel auf Rosen zu: Aufgrund des hohen Energieverbrauchs in europäischen Gewächshäusern ist die Ökobilanz (inkl. Transport) der europäischen Rosen deutlich ungünstiger als jene kenianischer Rosen.

Die FAIRTRADE-Prämien werden zunehmend für klimafreundliche Umweltschutzmaßnahmen verwendet. So ersetzten Teebauernfamilien aus Indien ihre traditionellen Holzöfen durch solarbetriebene Anlagen und in einer Kooperative in Costa Rica wird statt Holz mit Kaffeehülsen geheizt.

FAIRTRADE hat einen klaren entwicklungspolitischen Auftrag, mit dem Ziel die Lebensbedingungen benachteiligter Kleinbauernfamilien und Arbeiterinnen und Arbeiter auf Plantagen langfristig zu verbessern.

Aufgrund klimatischer Voraussetzungen werden viele Rohstoffe, wie unter anderem Kakao oder Kaffee, ausschließlich in der südlichen Hemisphäre angebaut, geerntet und teils auch verarbeitet. Es gibt aber auch Produkte, die sowohl in der nördlichen als auch in der südlichen Hemisphäre wachsen. Hier stellt sich zurecht die Frage, ob es gerade in Zeiten des Klimawandels sinnvoll sei, Produkte aus weit entfernten Ländern zu kaufen, wenn sie auch regional angebaut werden.

Gründe für den Griff zu FAIRTRADE-zertifizierter Ware, die auch lokal produziert wird, gibt es aber zur Genüge:

  • Oftmals deckt die regionale Produktion die Nachfrage nicht ab, wie das beispielsweise bei Honig oder Gemüse der Fall ist. Die FAIRTRADE-Produkte ergänzen hier das regionale Angebot.
  • Andere Produkte, wie fair gehandelter Zucker oder Rosen aus Kenia oder Tansania, weisen in vielen Fällen eine bessere Klimabilanz auf, da die in Österreich angepflanzten Blumen wegen des kühleren Klimas oftmals einen hohen Energieverbrauch in Gewächshäusern haben.
  • Wiederum andere Produkte, wie zB. FAIRTRADE-Wein, unterscheiden sich von lokalen Erzeugnissen oftmals in Geschmack und Qualität und ergänzen somit die Produktvielfalt im Supermarktregal.

Unter FAIRTRADE-Bedingungen gibt es eine grundlegende und in den Standards verankerte Verpflichtung, den Pestizideinsatz auf ein Mindestmaß zu reduzieren; und soweit unvermeidbar, dann die am wenigsten giftigsten Pestizide in der geringstmöglichen Ausbringungsmenge anzuwenden.

Ob ein Pestizid im FAIRTRADE-Anbau eingesetzt werden darf, ist durch die so genannte „Prohibited Materials List" (PML) geregelt:

Die Situation ist aktuell sehr unbefriedigend. Die negativen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt, die von der Palmölindustrie verursacht werden, liegen auf der Hand. Umgekehrt ist es schwierig, Alternativen zum Palmöl zu finden, da die Produkteigenschaften sehr spezifisch und nur schwer ersetzbar sind. Immer mehr Menschen und Unternehmen sind aber mit den aktuellen Lösungsansätzen unzufrieden und streben Veränderungen an. Wir begrüßen alle Bemühungen dahingehend, haben aber derzeit keinen FAIRTRADE-Standard für Palmöl. Es müsste hier eine Lösung gefunden werden, die einen wirklichen Unterschied macht und nicht nur ein Kompromiss zu bestehenden Ansätzen ist, die zu kurz greifen.

Für Palmöl gibt es derzeit keinen FAIRTRADE-Standard, weshalb FAIRTRADE Unternehmen auch keine Vorgaben hinsichtlich der Verwendung dieses Rohstoffes machen kann. Allerdings setzen sich Lizenzpartner von FAIRTRADE bereits mit dem Thema auseinander, wie Palmöl nachhaltiger gewonnen oder ersetzt werden kann. Erste Projekte dazu gibt es bereits. Serendipalm stellt Bio-Palmöl aus Ghana her, das auf unterschiedliche Weise einen Unterschied zu herkömmlichen Palmöl macht. Einerseits stammt das Öl nicht von großen Plantagen, sondern wird von Kleinbauernfamilien produziert. Diese roden für den Anbau der Palmfrüchte keinen Urwald, sondern bewirtschaften Farmland, dass bereits zuvor

landwirtschaftlich genutzt wurde. Zudem wird von Monokultur Abstand genommen – stattdessen werden gemeinsam mit den Palmen auch Kakao, Zitrusfrüchte und Gemüse angebaut. Die knapp 700 Bäuerinnen und Bauern, die das Land bestellen, organisieren sich in Genossenschaften, die ihre Ernten gemeinsam verkaufen. Diese erhalten zum Verkaufspreis eine zusätzliche Prämie, die in Gemeinschaftsprojekte fließt. Produkte, die mit Serendi Palmöl gemacht werden, gibt es zum Beispiel von EZA Fairer Handel.

Zertifizierung und Lizenzierung

Zertifizierung:
Zertifiziert werden Produzentenorganisationen in sogenannten Entwicklungsländern und Händler entlang der FAIRTRADE-Lieferkette, welche im Besitz von FAIRTRADE Rohstoffen, Halbfertigprodukten oder Fertigprodukten kommen, also diese ein- und/oder verkaufen (z.B. Kleinbauernkooperativen, Importeure, Exporteure, Verarbeiter, Händler von Halbfertigprodukten, und andere). Die Zertifizierungskette endet bei dem Erzeuger, der das FAIRTRADE-besiegelte Produkt in die Verpackungsform bringt, in der sie dann vom Endverbraucher konsumiert wird. Alle zertifizierten Unternehmen entlang dieser Lieferkette besitzen einen Zertifizierungsvertrag mit FLOCERT. Es werden regelmäßige Audits durchgeführt. So kann der Warenfluss kontrolliert, und die Einhaltung der FAIRTRADE-Standards entlang der gesamten Lieferkette - von der Kleinbauernkooperative bis zum Endprodukt - sichergestellt werden.

Lizenzierung:
Partnerfirmen von FAIRTRADE Österreich sind Firmen, die Produkte unter Ihrer eigenen Marke vertreiben und die Produkte selbst herstellen oder bei einem externen Verarbeiter herstellen lassen. Diese Firmen haben einen Lizenzvertrag mit FAIRTRADE Österreich, welcher die Verwendung des FAIRTRADE-Siegels regelt. Partnerfirmen melden ihre FAIRTRADE-Verkäufe an FAIRTRADE Österreich und bezahlen eine daraus berechnete Lizenzgebühr.

FAIRTRADE wurde für Bauernfamilien entwickelt, die in Kooperativen organisiert sind. Die Mitglieder der Kooperative bewerben sich gemeinsam um eine Zertifizierung. Im ersten Schritt setzt sich die Kooperative mit den FAIRTRADE-Standards auseinander und stellt fest, ob sie die Mindestanforderungen einhalten kann. Wenn das der Fall ist, kontaktiert sie im nächsten Schritt FLOCERT und stellt einen Beitrittsantrag. Alle Anträge durchlaufen zunächst eine Eingangsprüfung, den "Scope Check", um die theoretische Zertifizierbarkeit eines Antragstellers zu prüfen. Dazu gehören die Prüfung des FAIRTRADE-Geltungsbereichs (z.B. Gibt es einen Standard für das Produkt, in dem spezifischen Land, für die Art der Organisation?), sowie die Prüfung der Angaben im Fragebogen und dessen Vollständigkeit und Übereinstimmung mit den beigefügten Dokumenten. Nach dem positiven Abschluss dieser Voruntersuchung wird der Kooperative eine Rechnung über die Zertifizierungsgebühr geschickt. Nach Eingang der Zahlung ist die Organisation für das erste Audit bereit.

Ein vollständiges Audit bei einer Kooperative dauert in der Regel mehrere Tage. Nach der Inspektion vor Ort schickt der Auditor einen Audit-Bericht an FLOCERT. Der zuständige FLOCERT-Analyst wertet diesen Bericht aus, prüft eventuell gefundene Abweichungen von den Standards und fordert Korrekturmaßnahmen dafür ein. Erst wenn alle Abweichungen korrigiert sind, kann FLOCERT eine Zertifizierungsentscheidung treffen.

FLOCERT hat 2004 ein Zertifizierungsgebühren - System eingeführt, da das FAIRTRADE-System schnell wuchs und viele Produzentenorganisationen eine Zertifizierung beantragt haben. Für das erste Jahr setzt sich die Gebühr aus einer Antragsgebühr sowie einer Initial Basic Fee zusammen. Diese Einstiegssumme deckt alle Kosten inklusive des Audits für die ersten 12 Monate ab. Erst danach wird die jährliche Zertifizierungsgebühr fällig, die übrigens mit den Stimmen der Produzentennetzwerke bei Fairtrade International beschlossen wurde. Die Höhe der Gebühr hängt von der Größe und Art der jeweiligen Organisation und der zertifizierten Produkte ab.

Die Zertifizierungsgebühr machte es möglich, dass FLOCERT alle Bewerbungen bearbeiten kann und weiterhin Kooperativen und Plantagen ins FAIRTRADE-System aufgenommen werden können. Die Zertifizierungsgebühr ermöglicht auch eine Reihe von Dienstleistungen, welche zur Wissensaneignung und Qualitätssteigerung dienen.

FAIRTRADE vergibt das FAIRTRADE-Siegel für zertifizierte Produkte in Österreich. Für das Endprodukt und deren Qualität ist aber der Hersteller verantwortlich. Falls Sie Informationen rund um ein bestimmtes Produkt benötigen oder einen Qualitätsmangel reklamieren möchten, bitten wir Sie daher, sich an den jeweiligen Hersteller zu wenden.

Zum Verkauf von FAIRTRADE-zertifizierten Produkten unter Ihrer eigenen Marke benötigen Sie einen Lizenzvertrag mit FAIRTRADE Österreich. Dieser berechtigt zum internationalen Verkauf von Produkten mit dem FAIRTRADE-Siegel. Bitte wenden Sie sich bei Interesse an einer Lizenzierung oder weiteren Fragen zum Handel und Verkauf von FAIRTRADE-Produkten an thomas.angerer@fairtrade.at

Die Produktkennzeichnung und das Verpackungslayout aller FAIRTRADE-Produkte bedürfen einer Vorab-Prüfung und Freigabe durch FAIRTRADE Österreich. Der verpflichtende FAIRTRADE-Verpackungstext enthält genaue Informationen über den FAIRTRADE-Inhalt eines Produktes. Die FAIRTRADE-Zutaten müssen getrennt von der allgemeinen Zutatenliste aufgeführt werden und der FAIRTRADE-Anteil in Mischprodukten im Lebensmittelbereich wird als prozentualer Anteil auf der Verpackung angegeben.

Beispiel für eine Trockenfruchtmischung:
Cashewkerne, Rosinen: FAIRTRADE-zertifiziert und von FAIRTRADE-Produzenten angebaut. Gesamtanteil: 65%

Durch faire Handelsbedingungen können Kleinbauern und Arbeiter in den Anbauländern in eine nachhaltige Zukunft investieren. Mehr Infos unter: www.fairtrade.at oder www.info.fairtrade.net (bei internationalen Verkäufen).

Insofern eine oder mehrere Zutaten mit indirekter physischer Rückverfolgbarkeit gehandelt werden (möglich bei Kakao, Tee, Zucker, Fruchtsaft), wird dies durch den Vermerk "mit Mengenausgleich" angegeben. Bei Produkten mit mehr als 50% Wasser- oder Milchanteil wird dieser Anteil im Gesamtanteil nicht berücksichtigt. Das wird durch den Vermerk "ohne Wasser/ohne Milch" veranschaulicht.

Informationen zu Mischprodukten
Informationen zum Mengenausgleich

Verschiedene Fair-Handelsorganisationen

  • Fair Trade/fairer Handel: Mit dem Ausdruck Fair Trade wird der gesamte faire Handel bezeichnet, d.h. die von NGOs und ähnlichen Organisationen initiierten Entwicklungszusammenarbeitsprogramme für kleinbäuerliche Betriebe und Plantagen in sogenannten Entwicklungsländern. Dazu gehören nicht nur Fairtrade International und dessen Mitglieder, sondern auch die Alternativen Handelsorganisationen (ATOs, zB. EZA in Österreich), die Weltläden und andere internationale Organisationen des fairen Handels (wie die World Fair Trade Organisation (WFTO). Sowohl besiegelte als auch nicht besiegelte Produkte können also mit der getrennten Schreibweise "Fair Trade" bezeichnet werden.
  • FAIRTRADE: Dieser Ausdruck bezeichnet das von Fairtrade International getragene und organisierte Produktzertifizierungs- und Siegelsystem des fairen Handels. Dazu zählen alle Mitglieder von Fairtrade International: Nationale FAIRTRADE Organisationen (NFOs, zB. FAIRTRADE Österreich, FAIRTRADE Deutschland, Max Havelaar Schweiz, Fairtrade Foundation UK), die FAIRTRADE Marketing Organisationen (FMO) und Produzentennetzwerke. (siehe LINK Netzwerk). Die Schreibweise FAIRTRADE findet sich also auf Produkten, die von Fairtrade International zertifiziert wurden.

FINE ist eine informelle Plattform der vier großen Dachorganisationen Fairtrade International, WFTO (ehemals IFAT und NEWS) und EFTA. Der Name FINE setzt sich aus den ersten Buchstaben der damaligen Organisationen zusammen:

  • Fairtrade International
  • Die World Fair Trade Organization WFTO (ehemals IFAT und NEWS!) ist ein globales Netzwerk aus über 300 Fairhandelsorganisationen und vereint als einzige Dachorganisation sowohl Produzentinnen und Produzenten, Importorganisationen, Handelsorganisationen, andere Dachorganisationen sowie Weltläden und ähnliche Einzelhandelsgeschäfte.
  • Die European Fair Trade Association (EFTA) ist ein europäisches Netzwerk, in dem sich 11 Fair Trade Importeure aus mehreren Ländern (unter anderem die österreichische EZA Fairer Handels GmbH) zusammengeschlossen haben. Es finden regelmäßig Treffen statt und bilaterale Kooperationen werden gefördert.

Das Fair Trade Advocacy Office (FTAO) wird unter anderem von Fairtrade International und der EFTA getragen. 2004 wurde eine informelle Interessensvertretung gegründet, welche sich 2010 unter dem heutigen Namen Fair Trade Advocacy Office (FTAO) als rechtlich eigenständige Stiftung formalisierte. Sitz des FTAO ist Brüssel. Das FTAO beinhaltet das klare Mandat, für eine EU-Politik einzutreten, die fairen Handel und Handelsgerechtigkeit fördert, und durch seine Tätigkeit den Austausch mit den Europäischen Institutionen im Namen der Mitgliedsorganisationen intensiviert. 

Die EZA Fairer Handel GmbHstand am Beginn der Fairhandelsbewegung in Österreich. Seit 1975 importiert sie Produkte von sozial benachteiligten Produzentengruppen. Die EZA beliefert als Großhändlerin den Alternativhandel (Weltläden und Aktionsgruppen) sowie Großverbraucher und Supermärkte.

  • Beziehung zu FAIRTRADE: Die EZA Fairer Handel GmbH ist FAIRTRADE-Lizenznehmerin für Kaffee, Tee, Rohrzucker, Kakao, Schokolade, Orangen-/Fruchtsäfte, Erfrischungsgetränke, Süßwaren/Knabbereien, Getreide, Reis, Baumwollprodukte etc. Bei Produkten, für welche es keine FAIRTRADE-Standards gibt, ist die EZA für die Auswahl der Handelspartner und die Bedingungen, zu denen sie einkauft, selbst verantwortlich.

Die Weltläden verstehen sich als Fachgeschäfte für fairen Handel. Weltläden verkaufen jedoch nicht nur Waren, sondern informieren die Öffentlichkeit auch über ihre Partner und über die Strukturen des Welthandels, um so ein breiteres Engagement für umfassende, faire Beziehungen mit Lateinamerika, Asien und Afrika zu fördern.

  • Beziehung zu FAIRTRADE: Die ARGE Weltläden ist eine Trägerorganisation von FAIRTRADE Österreich und hat die FAIRTRADE-Gründung aktiv mit vorbereitet. Die Weltläden verkaufen Kaffee, Tee, Rohrzucker, Kakao, Schokoladen, Fruchtsäfte, Erfrischungsgetränke, Süßwaren und Knabbereien, Getreide, Reis, Gewürze, Baumwollprodukte, Kunsthandwerk, Literatur und vieles mehr.

Fairer Handel und Kaffee

Viele Kaffeeröster mischen Kaffees verschiedener Anbauländer, um eine ganz spezifische Röstung zu erzielen und Unterschiede in Qualität und Geschmack, zum Beispiel durch klimatische Ereignisse, besser ausgleichen zu können. Durch das Mischen ändert sich der Geschmack Ihrer Lieblingsmischung nicht von Ernte zu Ernte. Wenn verschiedene Rohkaffees gemischt werden, müssen alle Rohkaffees der Mischung zu 100% von FAIRTRADE-zertifizierten Kooperativen stammen. Es wird also nie mit Kaffee aus konventionellem Anbau gemischt.

Viele Kaffeeröster erheben den Anspruch, fair gehandelten Kaffee anzubieten, welcher weder der unabhängigen Prüfung der FAIRTRADE-Zertifizierung unterliegt, noch Mitglied eines anerkannten Netzwerks, zB. der WFTO, ist oder ein anderes Siegel trägt. Hier ist es wichtig nachzufragen, worauf sich die Ansprüche gründen. Auch wenn der Kaffee aus FAIRTRADE-zertifizierten Quellen stammt, ist eine Zertifizierung des Rösters wichtig. Nur so kann sichergestellt werden, dass eine unabhängige Kontrolle stattfindet und der Kaffee, den Sie trinken, tatsächlich fair gehandelt ist.

Direkte Lieferbedingungen und FAIRTRADE-Standards schließen einander nicht aus - im Gegenteil. Pioniere des Fairen Handels (wie z.B. die EZA Fairer Handel GmbH oder Alt Wien) leben echten direkten Handel mit FAIRTRADE-Produzentenorganisationen seit Jahrzehnten erfolgreich vor. Individuelle Einzelvereinbarungen ohne Zertifizierung können im Gegensatz dazu "alles oder nichts" betreffen, und werden auch nicht unabhängig auditiert, wie das bei FAIRTRADE der Fall ist.

Sofern die Kaffeebauernfamilien fair bezahlt werden, begrüßen wir natürlich auch Einzelinitiativen. Der FAIRTRADE-Ansatz ist jedoch wesentlich umfassender: Standards im ökonomischen, sozialen und ökologischen Bereich stellen sicher, dass die Kaffeebauernfamilien auf vielen Ebenen nachhaltig profitieren. Selbstbestimmung wird durch kooperative Strukturen gefördert. FAIRTRADE-zertifizierte Kaffeeröster unterstützen also einen gesamtheitlichen entwicklungspolitischen Ansatz, der durch das FAIRTRADE-Siegel transparent nachvollziehbar ist.

Fairtrade International und Nespresso arbeiten im Rahmen eines Pensionsfonds-Projekts in Kolumbien zusammen, um die Bauernfamilien der Kooperative Aguadas und deren Gemeinschaft zu stärken.

Nespresso bezieht einen Teil des Kaffees zu FAIRTRADE-Bedingungen (ua. Bezahlung des Mindestpreises und der FAIRTRADE-Prämie für den Anteil des eingekauften Rohkaffees) von der Kooperative Aguadas. Zu Beginn der Zusammenarbeit haben die Kleinbauernfamilien der Kooperative die Notwendigkeit einer Pensionsvorsorge als besonders wichtig eingestuft und haben demokratisch entschieden, einen Teil der Prämie dafür einzusetzen. Daher wurde in einer öffentlich-privaten Partnerschaft gemeinsam mit den Bauernfamilien, Fairtrade International, Nespresso und dem kolumbianischen Arbeitsministerium der Zugang zu einem Pensionsfonds geschaffen. Die Pilotinitiative stützt sich auf das nationale Rentensystem, Beneficios Económicos Periodicos (BEPS), das vom kolumbianischen Arbeitsministerium für Arbeiterinnen und Arbeiter entwickelt wurde, deren Einkommen zu niedrig ist, um einen Beitrag zu einer Altersrente zu zahlen. Das Projekt soll auch nachfolgenden Generationen bessere Perspektiven im Kaffeeanbau ermöglichen. Es profitieren momentan 854 Kaffeebauernfamilien.

Die Kooperative hat demokratisch entschieden, 50% der erwirtschafteten FAIRTRADE-Prämie in den Pensionsfonds zu investieren. Die kolumbianische Regierung steuert einen Aufschlag von 20% bei. Die restlichen 50% der FAIRTRADE-Prämie werden auf Wunsch der Kooperative in produktivitäts- und qualitätsverbessernde Maßnahmen investiert.

Derzeit gibt es keine Nespresso-Kapseln mit FAIRTRADE-Siegel zu kaufen - ob sich das in Zukunft ändern wird, ist von der Strategie des Unternehmens abhängig.

Der Fokus der Zusammenarbeit zwischen Nespresso und Fairtrade International liegt momentan auf der Stärkung des AAA Nachhaltigkeitsprogramms von Nespressotypo3/. Der wichtige Beitrag von Fairtrade International in diesem Zusammenhang ist jahrelange Erfahrung und eine Expertise im Bereich soziale Nachhaltigkeit und Empowerment von Kleinbauernfamilien.

Nein. Seit 27. August 2018 ist die erste Fixkapsellistung in Österreich erhältlich – der Nespresso „Master Origin Indonesia“. Es handelt sich dabei um einen Arabica-Kaffee, der nach der Methode der Nassschälung hergestellt wird. Der FAIRTRADE-Anteil in den gelabelten Kapseln beträgt 100 Prozent und ist wie alle FAIRTRADE-Kaffees physisch rückverfolgbar. Für die gesamte Produktpalette hat sich Nespresso zum Ziel gesetzt, 2018 einen FAIRTRADE-Anteil von 6 Prozent zu erreichen.

Der Nespresso „Master Origin Indonesia“ ist ein reiner Arabica-Kaffee, der nach der Methode der Nassschälung hergestellt wird. Er stammt von der FAIRTRADE-Kleinbauernkooperative KSU ARA C. GAYO. Diese ist seit 2017 FAIRTRADE-zertifiziert und im nördlichen Sumatra in Indonesien beheimatet. Die Kleinbauernkooperative hat aktuell 1.813 Mitglieder. Kleinbauernfamilien der Kooperative bestellen im Schnitt jeweils 1,5 Hektar Land.

Die Kleinbauernkooperative investiert das Geld in verschiedene Gemeinschaftsprojekte. Unter anderem wurde ein neuer Lastwagen für den Kaffeetransport angeschafft sowie Betriebsanlagen verbessert. Beispielsweise wurde ein Warenhaus renoviert sowie die Fermentationstanks der Kleinbauernkooperative verbessert. Um die Umwelt künftig noch mehr zu schonen, setzen die Kleinbauernfamilien gemeinsame Schritte in Richtung Bio-Anbau. Sie streben mittelfristig auch die Zertifizierung für biologische Landwirtschaft an. Zudem werden für die Mitglieder von KSU ARA C. GAYO Bankkonten eingerichtet, auf die künftig mögliche Bonuszahlungen dank der FAIRTRADE-Prämie überwiesen werden können. In zwei Grundschulen sollen zudem bald Sport- und Kunstzentren für die Schülerinnen und Schüler zur Verfügung gestellt werden.

Die FAIRTRADE-Standards machen keine Vorschriften zur Art der Verpackung. Da der Markttrend Richtung Kapselkaffee geht (Wachstum bei Kapselkaffee, Rückgang beim Bohnenkaffee), wird dieser Bereich zum Wohl der FAIRTRADE-Kleinbauernfamilien nicht ausgeschlossen. Jede Konsumentin und jeder Konsument kann beim täglichen Einkauf bewusst entscheiden, welche Verpackungsarten unterstützt und somit stärker nachgefragt werden. Denn zur Auswahl stehen neben Aluminium-Kapseln auch viele andere Verpackungsarten wie nachhaltige Pads und kompostierbare Kapseln – oder schlicht und einfach geröstete Bohnen.

Nespresso hat bereits 2014 damit begonnen, Kaffeebohnen zu FAIRTRADE-Bedingungen einzukaufen. 2017 lag der Anteil von FAIRTRADE-Kaffee bei Nespresso bei 3,5 Prozent. In diesem Jahr soll der Anteil auf 6,5 Prozent steigen. Künftig soll laut Nespresso der Anteil von FAIRTRADE-Kaffeebohnen auf 10 Prozent der Gesamtmenge anwachsen.

Fairer Handel und Kakao

Das programmspezifische FAIRTRADE-Kakaosiegel bezieht sich auf fair angebauten und gehandelten Kakao als Einzelzutat: Nur der Kakao im jeweiligen Mischprodukt muss FAIRTRADE-zertifiziert sein.

Mehr Absatz für FAIRTRADE-Kakaobauernfamilien: Für die über 150.000 FAIRTRADE-Kakaobauernfamilien weltweit bedeutet der faire Handel ein stabileres Einkommen und zusätzliche Einnahmen, die sie in Projekte ihrer Wahl anlegen; wie in den Bau von Schulen oder die Anschaffung von Maschinen. Dennoch wird derzeit nur rund ein Drittel der Ernten zu FAIRTRADE-Konditionen verkauft. Über das FAIRTRADE-Programm stehen nun neue Geschäftsmöglichkeiten offen.

Das ist der Weg: Entscheiden sich Unternehmen dafür, FAIRTRADE-Kakao als Einzelzutat nach dem Kakao-Programm einzukaufen, können sie ihre Produkte mit dem FAIRTRADE-Kakaosiegel kennzeichnen oder dies abgestimmt in ihrer Unternehmenskommunikation nutzen. Die vom Unternehmen zu FAIRTRADE-Bedingungen eingekaufte Rohstoffmenge muss zu 100% der für das jeweilige FAIRTRADE-Programm notwendigen Rohstoffmenge entsprechen. Der Verpackungstext weist auf die Wirkungsweise des Programmes hin.

Nein. Es liegt an den Herstellern, wo sie ihre Kakaobohnen oder Halbfertigprodukte (Kakaopulver, Kakaobutter oder Kakaomasse) einkaufen. Hersteller wie die EZA Fairer Handel kaufen physisch rückverfolgbar ein. Davon profitieren aber nur FAIRTRADE-Kleinbauernkooperativen, die allerhöchste Qualität produzieren und für diese auch deutliche Preisaufschläge berechnen können. FAIRTRADE möchte aber möglichst vielen Produzentenorganisationen den Zugang zum fairen Handel ermöglichen. Eine physische Rückverfolgbarkeit zu fordern, würde einem Großteil der Bäuerinnen und Bauern nichts bringen. Im Gegenteil, sie müssten mit sinkenden Absätzen rechnen, weil die Produktion deutlich teurer werden würde. Darum ist der Mengenausgleich bei FAIRTRADE-Kakao erlaubt. Das wichtige dabei aus der Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten ist: Wenn ich eine Tafel FAIRTRADE-Schokolade kaufe, wurde dafür auch die nötige Menge FAIRTRADE-Kakao eingekauft und somit auch der FAIRTRADE-Mindestpreis und die FAIRTRADE-Prämie bezahlt.

Nein. Der internationale Schokoladenmarkt funktioniert zu etwa 95 Prozent mittels Mengenausgleich beziehungsweise ohne physische Rückverfolgbarkeit. Nur mehr sehr weniger Hersteller produzieren ihre Vorprodukte wie Kakaobutter oder Kakaopulver selbst. Aktuell dominieren eine Handvoll große Unternehmen den Markt, die einen Großteil der Kakaobohnen verarbeiten. Die meisten Hersteller kaufen ihre Zutaten bei diesen Unternehmen ein – mittels Mengenausgleich.

Für alle besiegelten Kakao-Produkte müssen 100% des enthaltenen Kakaos nach den internationalen FAIRTRADE Standards angebaut und gehandelt werden.

Damit ein Mischprodukt das FAIRTRADE-Siegel tragen darf, müssen alle Zutaten, die als FAIRTRADE-Rohstoffe verfügbar sind, aus FAIRTRADE-Quellen bezogen werden. Gleichzeitig müssen alle FAIRTRADE-Zutaten gemessen am Normalgewicht/-volumen aller Ausgangsinhaltsstoffe vor der Verarbeitung mindestens 20% bilden. Hinzugefügtes Wasser und/oder Milchprodukte bleiben bei der Berechnung unberücksichtigt, wenn ihr Anteil mehr als 50 Prozent des Endproduktes ausmacht.

Eine genaue Auskunft über den FAIRTRADE-Anteil am Endprodukt gibt die Verpackung.

Fairer Handel und Bananen

Fairer Handel und Baumwolle

Der Textilstandard und das Textilprogramm sind ein umfassender Ansatz zur Stärkung von Arbeiterinnen und Arbeitern und zur Verbesserung von Löhnen und Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie. Gemeinsam mit dem FAIRTRADE-Standard für Baumwolle erreicht FAIRTRADE so jeden Schritt der Textillieferkette. Der neue Ansatz bietet die bewährten Kontrollen und Zertifizierungen des FAIRTRADE-Systems – und zusätzlich ein begleitendes Textilprogramm, das Fabriken den Einstieg in fairere Arbeitsbedingungen erleichtert und sie bei der Umsetzung unterstützt.
 

Textilmanagerin Dr. Rossitza Krüger bei Fairtrade International im Gespräch (Frühjahr 2017): 

Der Textilstandard wurde vor rund einem Jahr veröffentlich, warum müssen Verbraucher auf ein gesiegeltes Textilprodukt warten, ist die Situation vor Ort so schlecht?
Der FAIRTRADE-Textilstandard deckt sämtliche Bereiche von Arbeitsrechten und Umweltschutz sehr umfassend ab, Lieferanten können sich jedoch aufgrund mangelnder Ressourcen häufig zunächst nur auf bestimmte Aspekte konzentrieren. Wir honorieren jeden Schritt in die richtige Richtung. In einigen Ländern ist die Zahlung von mehr als den gesetzlichen Mindestlöhnen ein riesen Schritt für die Lieferanten. Sie verpflichten sich damit zu einem ganz neuen Geschäftsmodell und treten erstmalig als soziale Arbeitgeber auf. Das hebt sie stark von ihrem Umfeld ab: Andere Unternehmen fokussieren sich bei jedem Auftrag auf Lieferbedingungen, Qualitätsansprüche und Preisdruck. Bei den meisten Betrieben sind die zeitlichen, finanziellen und personellen Kapazitäten für neue Investitionen schlichtweg nicht gegeben. Darum bemühen wir uns, gemeinsam mit der Geschäftsleitung und auch den Arbeiterinnen und Arbeitern, die Werte von FAIRTRADE so weit umzusetzen, wie es die Geschäftslage des Betriebs zu diesem Zeitpunkt realistisch zulässt. 

Wo sehen Sie weiterhin die größten Herausforderungen bei der Umsetzung des Standards?
Um das Handeln und die Strukturen wirklich verändern zu können, ist ein langfristiges Engagement aller Beteiligten erforderlich. Jeder einzelne Akteur, einschließlich FAIRTRADE, muss selbst Verantwortung übernehmen, um Nachhaltigkeit zu etablieren. Gleichzeitig müssen sich alle im Klaren darüber sein, dass es keine einfache Lösung für grundlegende Veränderungen gibt. Es dauert einige Zeit und es braucht vor allem eine gute Zusammenarbeit. Dazu gehört natürlich die menschliche Komponente, dazu gehören aber auch harte Fakten wie das Gehaltsniveau, soziale Sicherheit, die Regelung von Überstunden und die Vermeidung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten, die für jede Industrie, nicht nur die Textilbranche, typisch sind. Die Frage darf nicht nur sein, ob oder wann solche Standards in Angriff genommen werden, vielmehr ist es die Pflicht von Textilverarbeitern und Handelsmarken, diesen Weg zu gehen und Verbesserungen herbeizuführen. Das Maß des Engagements variiert dann nur in Bezug auf das jeweilige Profil als nachhaltiges Unternehmen. 

Warum ist es für FAIRTRADE so wichtig, Kooperationen wie beispielsweise mit der Fair Wear Foundation einzugehen?
Die Fair Wear Foundation hat unseren Weg in den letzten sechs Jahren enorm unterstützt, indem sie wertvolles Know-how eingebracht und sich auch selbst permanent weiterentwickelt hat. Durch ihre Verwaltungsstrukturen sind beide Organisationen, sowohl FAIRTRADE als auch die Fair Wear Foundation, Multistakeholder-Initiativen. Beide teilen die gleichen Werte und haben das gleiche Verständnis von Arbeitsrechten und den spezifischen Herausforderungen in bestimmten Ländern. Wir von FAIRTRADE erkennen das gute System der Fair Wear Foundation an, in dem die Markenunternehmen als Mitglieder aktiv eingebunden sind und Verantwortung für ihre Lieferanten übernehmen müssen. Für dieses Jahr planen wir gemeinsam die Anerkennung von Audits, da wir die Fachkompetenz der Fair Wear Foundation in allen Ländern, in denen sie vertreten sind, sehr schätzen. 

Wenn Sie einen Blick in die Zukunft wagen: Wann denken Sie können wir mit der ersten komplett zertifizierten Lieferkette rechnen?
Unser nächstes Ziel ist es, zunächst ein vertikal integriertes Unternehmen zu finden, das mit uns die nächste Kollektion einer Marke unter dem Siegel „Fairtrade Textile Production “ umsetzt. Wir haben bereits alle Rahmenbedingungen geschaffen, um auf den Markt zu gehen. Ich stelle mir die Frage, ob Asien oder Afrika nicht bald in Sachen nachhaltiger Kleidung Marktführer sein werden, da ihre Wirtschaftssysteme schnell wachsen und sich die lokale Industrie zunehmend durchsetzt.

Fairer Handel und Blumen

Diese stellen sicher, dass bestimmte Kriterien in Bezug auf die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten eingehalten werden. Das betrifft insbesondere den Pestizideinsatz, gefährlichen Abfall und die Erhaltung der Biodiversität:

  • Die Liste der Gefahrenstoffe definiert als verbindliche Orientierungshilfe, welche Pestizide ausnahmslos verboten sind, welche unter gewissen Umständen erlaubt sind und von welchen Substanzen FAIRTRADE abrät. Die Liste wurde zuletzt Ende 2016 überarbeitet, die neue Version ist strenger und verbietet nun 207 statt 124 Substanzen.
  • Arbeiterinnen und Arbeiter müssen im Umgang mit Pestiziden geschult sein. Die Anwendung darf nur vollzogen werden, wenn sichergestellt ist, dass sich keine Menschen in der Nähe aufhalten, die eventuell Schaden nehmen könnten. Die Anwendung muss transparent dokumentiert werden.
  • Die Blumen- und Pflanzenplantagen müssen die Umwelt und die Bewohnerinnen und Bewohner der umliegenden Gebiete vor schädlichen Umwelteinwirkungen schützen.
  • Gesonderte Unterweisung in Wasser- und Bodenschutz und Schädlingsbekämpfung findet statt.
  • Die biologische Vielfalt in Naturschutzgebieten und Gebieten mit hohem ökologischem Erhaltungswert muss sichergestellt werden.

Theoretisch ja – wenn die Konsumentinnen und Konsumenten auch optisch nicht einwandfreie Ware kaufen würden. Das entspricht aber nicht der Realität: Blumen müssen perfekt aussehen, um Abnehmerinnen und Abnehmer zu finden. Leider sind nur eine Minderheit von Konsumentinnen und Konsumenten Inhaltsstoffe oder Anbauweise wichtiger als das Aussehen von Obst, Gemüse oder Blumen; und wohl noch weniger wären bereit, für Verzicht auf Pestizideinsatz und „unschöne Blumen“ einen höheren Preis zu bezahlen. Solange diese Kundenerwartungen und damit auch die Erwartungen des Handels bestehen, kann bei bestimmten Produkten nicht auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet werden – unter FAIRTRADE-Bedingungen erfolgt dies jedoch so verantwortungsbewusst und umweltschonend wie möglich.

Pestizide schaden Mensch und Umwelt. Daher ist die Liste der Gefahrenstoffe ein wesentlicher Teil der ökologischen FAIRTRADE-Standards. Sie führt alle Chemikalien und Pestizide, die entweder vollständig verboten sind, die nur unter besonderen Umständen verwendet werden dürfen oder von deren weiterer Verwendung FAIRTRADE abrät. Sie gilt für Kleinbauernkooperativen, Plantagen und ab 2017 auch für Händler im FAIRTRADE-Netzwerk. Die Liste stützt sich auf internationale Referenzlisten wie unter anderem auf das Stockholmer Übereinkommen über persistente organische Schadstoffe und auf das Rotterdamer Übereinkommen über den Handel mit gefährlichen Chemikalien sowie Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln. Neben dem Verbot der Substanzen auf der Pestizidliste ist in den FAIRTRADE-Standards eine grundlegende Verpflichtung verankert, den Einsatz erlaubter Pestizide auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Die unabhängige Kontrolle stellt sicher, dass alle Richtlinien eingehalten werden. 

Fairer Handel und Fruchtsaft

FAIRTRADE-Stellungnahmen zu Herausforderungen in kritischer Berichterstattung

In ihrer aktuellen Studie „Edle Tees für Hungerlöhne“ kritisiert die Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) Niedriglöhne, schlechte Lebens- und Arbeitsbedingungen auf Teeplantagen im indischen Darjeeling. Mitverantwortlich, so die RLS, sei der Preisdruck durch deutsche Teehändler.  Unter den untersuchten Teeplantagen sind auch welche mit FAIRTRADE-Zertifizierung. Die Ergebnisse der Studie bestätigen die Herausforderungen, denen der faire Handel im Teesektor gegenübersteht.

FAIRTRADE agiert generell in Regionen und Produktbereichen, in denen vielschichtige Probleme vorherrschen – das ist der Grund für uns, vor Ort tätig zu sein. Der Teeanbau in Assam und Darjeeling zählt jedoch ohne Zweifel zu den schwierigsten Bereichen für uns, wie wir im Folgenden näher darlegen. Wir unterstützen ausdrücklich die Forderung der RLS nach einem Lieferkettengesetz, um alle Teehändler, ob sie mit FAIRTRADE kooperieren oder nicht, zur Einhaltung menschenrechtlicher Sorgfalt in ihren Zulieferketten zu verpflichten.

Statement zur Studie „Edle Tees für Hungerlöhne“ von der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS)

Wissenschaftler*innen der Universität Göttingen publizierten im Juli 2019 eine Studie mit dem Titel „Auswirkungen des Fairen Handels auf die Lebensgrundlage armer LandarbeiterInnen“. Untersucht wurden die Lebensverhältnisse von Beschäftigten bei zertifizierten Kakaokooperativen in der Elfenbeinküste. Die Resultate der Forschenden: FAIRTRADE trägt zu besseren Lebensbedingungen von Kakao-Kleinbäuerinnen und -bauern bei und verhilft Festangestellten bei Kooperativen zu besseren Löhnen und Arbeitsbedingungen. Die Studie kritisiert jedoch, dass die FAIRTRADE-Zertifizierung die Lebensverhältnisse von Menschen, die als Saison-Arbeitskräfte bei Kleinbauern angestellt sind, nicht signifikant verbessern würden.

Nach den Ergebnissen der Studie der Universität Göttingen sollte FAIRTRADE-Kakaobauern in der Elfenbeinküste „eine moderate Lohnanhebung für Ihre Arbeiter*innen“ möglich sein“.FAIRTRADE hat bereits 2018 zwei Studien veröffentlicht, die sich mit der prekären Einkommenssituation von Kakaobauernfamilien, insbesondere in Westafrika, befassen. (Cocoa Baseline Studie zur Wirkung von FAIRTRADE in der Elfenbeinküste und Ghana sowie “Cocoa Farmer Income”-Studie Report-Präsentation und Management Response.)

Diese Studienergebnisse, die Kakao-Preisentwicklung und die Anteile der FAIRTRADE-Verkäufe zeigen, dass Lohnerhöhungen für die Bauern leider nicht zu stemmen sind:

Viele Bauernfamilien verdienen durch den Kakaoanbau selbst kein existenzsicherndes Einkommen

2017 brach der Kakao-Weltmarktpreis um mehr als ein Drittel ein. Die Folge waren dramatische Einkommensverluste für viele Kakaobauern – darunter auch viele FAIRTRADE-Kakaobauernfamilien in Westafrika: Sie können nur einen Teil der Kakaoernte unter fairen Bedingungen verkaufen (siehe nächsten Punkt). Laut der von FAIRTRADE beauftragten Cocoa Farmer Income Studie lebten 2018 rund 58 Prozent der untersuchten Kakaobauernfamilien selbst unter der absoluten Armutsgrenze – haben selbst also kein existenzsicherndes Einkommen. Nach einer Studie des Royal Tropical Institute für das Forum Nachhaltiger Kakao erwirtschaften sogar 87 Prozent der untersuchten Haushalte in der Elfenbeinküste kein existenzsicherndes Einkommen. Diese dramatische Lage zeigt deutlich: Kleinbauern, die selbst arm sind und kein angemessenes Einkommen verdienen, sind nicht in der Lage für ihre Saisonarbeitskräfte einen höheren Lohn zu zahlen. Als wichtigen Schritt in Richtung existenzsicherndes Einkommen hat FAIRTRADE im Dezember 2018 den FAIRTRADE-Mindestpreis um 20 Prozent auf 2400 US $ pro Tonne Kakaobohnen erhöht. Der zusätzliche Aufschlag, die FAIRTRADE-Prämie, stieg ebenfalls um 20 Prozent auf 240 US-Dollar pro Tonne - die höchste festgelegte Prämie aller Zertifizierungssysteme.Die neuen Preise treten zur kommenden Ernte im Oktober 2019 in Kraft.

Kakaokooperativen brauchen dringend höhere Absätze und FAIRTRADE-Bedingungen

FAIRTRADE-Kakaokooperativen verkaufen durchschnittlich nur 35 bis 40 Prozent ihrer Ernte unter FAIRTRADE-Bedingungen. Zwar nahmen 2018 die FAIRTRADE-Kakoabsätze in Deutschland um 35 Prozent auf rund 50.000 Tonnen Kakao zu, der Marktanteil hierzulande liegt dennoch nur bei zehn Prozent. Um existenzsichernde Löhne für Arbeiter*innen von Kakaobauernfamilien zu ermöglichen, müssten die Bauern wesentlich mehr Kakao unter FAIRTRADE-Bedingungen absetzen, um das dafür nötige höhere Einkommen zu erzielen. Nach wie vor ist aber nur ein geringer Anteil der Schokoladenindustrie bereit, die FAIRTRADE-Preise für Kakao zu zahlen, so dass der Rest zu Niedrigstpreisen an den konventionellen Markt geht – was es den Kakaobauern unmöglich macht, höhere Löhne zu zahlen.

Der erhöhte Mindestpreis und -Prämie sind ein Baustein der umfassenderen FAIRTRADE-Strategie, die auf existenzsichernde Einkommen für Kakaobäuerinnen und -bauern hinarbeitet.Die Kakaobauernfamilien gehören zu den schwächsten Gliedern der Lieferkette. Über das freiwillige Engagement der Kakaopartner, die mit FAIRTRADE zusammenarbeiten, dringend strenge gesetzliche Rahmenbedingungen nötig, um die Branche als Ganzes zu ändern, ohne dass der Druck auf die Kakaobauern noch weiter erhöht wird.

Die Krone Bunt titelt in einem Bericht von 2018 „Der Schokokönig pfeift aufs Gütesiegel“. Wir beziehen Stellung zum Zotter-Ausstieg aus dem FAIRTRADE-System.

Im Zeitungsbericht der Wochenendbeilage „Krone Bunt“ wird der Mengenausgleich, der auch bei FAIRTRADE-Kakao zur Anwendung kommt, als unehrlich gegenüber Konsumentinnen und Konsumenten von Herrn Zotter beschrieben. FAIRTRADE weist darauf hin, dass mehr als 90 Prozent der Schokolade weltweit auf diese Weise produziert wird. Wir können die internationalen Produktionsbedingungen nicht alleine ändern, aber dafür sorgen, dass hart arbeitende FAIRTRADE-Kleinbauernfamilien im Ursprung fairer an der Wertschöpfungskette beteiligt werden. Umso mehr bedauern wir den Zotter-Ausstieg aus dem FAIRTRADE-System. Zum genannten Kritikpunkt Mengenausgleich und dem verbundenen Zotter-Ausstieg aus dem FAIRTRADE-System möchten wir hier noch einmal Stellung beziehen.

Was ist der Mengenausgleich und warum ist er für das FAIRTRADE-System wichtig?

Im Fokus von FAIRTRADE stehen bei Kakao derzeit Kleinbauernfamilien in Afrika. Noch immer lebt mehr als die Hälfte der Kakaobäuerinnen und -bauern in der Elfenbeinküste unter der absoluten Armutsgrenze. Wir wissen, dass FAIRTRADE vor allem dann zur Verbesserung der Situation beitragen kann, wenn die Kooperativen einen möglichst großen Teil ihrer Ernte unter FAIRTRADE-Bedingungen verkaufen können. Daher gilt es, unnötige Kosten in der Wertschöpfungskette so weit wie möglich zu vermeiden. Dabei hilft der Mengenausgleich. Dieser erlaubt es, dass FAIRTRADE-Kakaobohnen gemeinsam mit nicht FAIRTRADE-zertifizierten Kakaobohnen in den Produktionsanlagen verarbeitet werden. Dadurch wird sichergestellt, dass die FAIRTRADE-Kleinbauernfamilien ihre Rohstoffe auf unkomplizierte Weise absetzen und möglichst große Mengen ihrer Ernte zu FAIRTRADE-Bedingungen verkaufen können. So wird außerdem dafür gesorgt, dass ein großer Teil eines eventuell bezahlten Mehrpreises für FAIRTRADE-Produkte auch wirklich den Kleinbauernfamilien im Ursprung zugutekommt. Die Entscheidung darüber, ob mit Mengenausgleich gearbeitet wird oder nicht, bleibt den Unternehmen überlassen. Das Wichtige aus Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten: Wenn ich eine Tafel FAIRTRADE-Schokolade kaufe, wird für die benötigte Menge Kakao auch der FAIRTRADE-Mindestpreis und die FAIRTRADE-Prämie an eine Kleinbauernkooperative im Ursprung bezahlt. Denn der Waren- und Geldfluss wird von einer unabhängigen Kontrollstelle überprüft. 

Weitere Informationen zum Mengenausgleich finden Sie hier.

Ist der FAIRTRADE-Ausstieg der Firma Zotter bereits beschlossene Sache?  

Ja, die Marke Zotter wird das FAIRTRADE-Siegel künftig nicht mehr verwenden. Der Lizenzvertrag endete bereits mit Wirkung 31.12.18. Aktuell laufen noch vertraglich vorgesehene Übergangsfristen, in denen das FAIRTRADE-Siegel weiter verwendet werden darf für bereits bezahlte Rohstoffe und Verpackungsmaterialien.  Josef Zotter produziert von der Bohne weg und hat alle Produktionsschritte im Haus. Die „Bean- to Bar“-Produktion soll in Zukunft stärker in den Fokus der Kommunikation gestellt werden. Dieses Alleinstellungsmerkmal möchte Zotter über ein neues, exklusives Logo kommunizieren. In Bezug auf das neue Zotter-Logo gibt es keine Zusammenarbeit oder Kontrollen durch FAIRTRADE. Wir bedauern den FAIRTRADE-Ausstieg und damit das Ende einer langen und konstruktiven Zusammenarbeit und wünschen der Familie Zotter alles Gute für die Zukunft.

Die Sendung mit Schwerpunkt Umwelt beschäftigt sich mit dem Thema Tee aus Indien.

Die Bilder des Filmemachers sind aufwühlend. Sie zeigen die großen Probleme, denen FAIRTRADE begegnet, um die Lebensumstände für Arbeiterinnen und Arbeiter auch in Konfliktregionen wie Assam zu verbessern. Sie zeigen leider auch: Noch sind die Verbesserungen, die der faire Handel anstrebt, auf der Tonganagaon-Plantage nicht so angekommen, wie wir uns das wünschen. FAIRTRADE agiert in Regionen und Produktbereichen, in denen vielschichtige Probleme vorherrschen; der Teeanbau in Assam und Darjeeling zählt jedoch ohne Zweifel zu den schwierigsten. Ohne bessere politische Rahmenbedingungen wird FAIRTRADE dies nur in kleinen Schritten ändern können.

Die Stellungnahme finden Sie hier.

Anhand der in der erhobenen Vorwürfe beauftragte FAIRTRADE die Zertifizierungsstelle FLOCERT erneut mit einer Kontrolle vor Ort. Nach der Prüfung im Herbst 2017 kam FLOCERT zu der Erkenntnis, dass die FAIRTRADE-Standards derzeit nicht zur Gänze erfüllt werden und dezertifizierte die Teeplantage.

 

Der ARD Montags-Check "Vorsicht, Verbraucherfalle" setzte sich unter anderem mit verschiedenen Nachhaltigkeits- und Fairhandelssiegeln auseinander. Wir bedauern, dass der Autor nicht die vorliegenden Informationen in seinem Beitrag nutzt und Verbrauchertäuschung suggeriert, wo das FAIRTRADE-System transparente und öffentlich nachlesbare Regelungen vorschreibt.

Kakao-Kooperative Kavokiva in der Elfenbeinküste 
Die Mitglieder von Kavokiva entschieden per demokratischen Beschluss, mit den Prämieneinnahmen eine Krankenstation für die Mitglieder nebst Krankenversicherung aufzubauen. Nach Auskunft unserer BeraterInnen in der Elfenbeinküste war dies eines der ersten Projekte, das mit Prämiengeldern in Angriff genommen wurde. Die Krankenversicherung deckte demnach die Kooperativenmitglieder mit bis zu vier Familienmitglieder ab und ermöglichte den Bauernfamilien unter anderem eine kostenfreie Behandlung in der Krankenstation, Transport zu einem größeren Krankenhaus und Kostenübernahme für Medikamente – alles Kosten, die in einer öffentlichen Klinik von den PatientInnen selbst übernommen werden müssen. Gerade wegen möglicher Folgekosten von Behandlungen – insbesondere Medikamente – scheuen sich viele Bauernfamilien, bei Beschwerden in ein öffentliches Hospital zu gehen.

Die Klinik wurde von Kavokiva aufrecht erhalten bis 2010 nach den Wahlen in der Elfenbeinküste ein bürgerkriegsähnlicher Konflikt ausbrach. Kavokiva wurde hiervon hart getroffen: Nach Beendigung der Regierungskrise 2011 musste die Kooperative quasi von Null starten und die Finanzmittel für den Wiederaufbau nutzen. Die FAIRTRADE-Verkäufe gingen drastisch zurück und die finanzielle Situation wurde so prekär, dass die laufenden Kosten der Gesundheitsstation nicht mehr getragen werden konnten. Erst seit 2014 kommt die Organisation nach Informationen von Fairtrade Africa langsam wieder auf die Beine, braucht aber dringend finanzielle Mittel zum weiteren Aufbau. Seit 2015 arbeitet Kavokiva mit der Mikrofinanz-Organisation Shared Interest zusammen.

Mit dem Start des Kakaoprogramms 2014 und dem damit einhergehenden Ausbau der Unterstützungs- und Aufbauarbeit von Fairtrade Africa im Westafrikanischen Kakaosektor haben bei Kavokiva mehrere Trainings stattgefunden zu Themen wie Organisationsführung, Gute Landwirtschaftliche Praktiken (GAP) und Aufbau interner Kontrollsysteme.

> Mischprodukte 
> Mengenausgleich und Rückverfolgbarkeit 
> Mindestpreis und Prämien

FAIRTRADE arbeitet in einem Spannungsfeld, das auf der einen Seite die Erwartungshaltung von Verbraucherinnen und Verbrauchern nach schnellen Lösungen und einfacher Kommunikation und andererseits die Komplexität globaler Warenströme und Welthandelsstrukturen umfasst. Wir sind uns unserer verschiedenen Herausforderungen durchaus bewusst.

Stiftung Warentest bescheinigt FAIRTRADE hohe Aussagekraft 
In ihrer Mai-Ausgabe 2016 bewertete die Stiftung Warentest verschiedene „Nachhaltigkeitssiegel“. Drei Standards schneiden besonders positiv ab: darunter FAIRTRADE. Das Testfazit bescheinigt dem Siegel eine hohe Aussagekraft. In ihrem Fazit schreibt die Stiftung Warentest (StiWa), FAIRTRADE weise sehr starke übergreifende Standard-Kriterien auf. Besonders positiv bewertete die StiWa die stabilen Mindestpreise für Rohwaren und zusätzliche Prämien, die gute Rückverfolgbarkeit bis zum Ursprung, die guten Kontrollmechanismen sowie vielfältige Wirkungsanalysen.

Die Stärkung von Kleinbauern und Arbeitern, genannt Empowerment, ist eine langfristige Aufgabe, die den Aufbau von Fachwissen, Selbstbewusstsein und Ressourcen beinhaltet. Dieser Weg ist nicht frei von Rückschlägen, aber die Stimmen der Produzentenorganisationen und die Ergebnisse unabhängiger Studien, die immer wieder bestätigt haben, welche positive Wirkung Fairtrade vor Ort für die Menschen hat, unterstützen uns in der Auffassung, dass der Faire Handel ein wirkungsvolles Mittel ist, um ungerechte Handelsbedingungen zu bekämpfen und die Rechte von benachteiligten Bevölkerungen im internationalen Handel zu stärken.

Stiftung Warentest - Gütesiegelvergleich

Im Radio-Feature Fair-Giftet werden Verstöße gegen die FAIRTRADE-Standards auf einer Teeplantage in Assam kritisiert. Die genannte Farm beliefert nach unseren Informationen weder den österreichischen, noch den deutschen Markt und wurde bereits vor Ausstrahlung durch FLOCERT suspendiert.  TransFair und Fairtrade International sind sich der enormen Herausforderungen im Teeanbau bewusst. Um mehr Wirkung vor Ort zu erreichen, sind die gebündelten Kräfte von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft nötig. Für mehr Wirkung des Fairen Handels vor Ort, sind höhere Absätze unter FAIRTRADE-Bedingungen nötig, damit die Beschäftigten profitieren können.     

Vollständige Stellungnahme von Fairtrade Deutschland zum SWR Radio-Feature vom 17.02.2015

Im Artikel „Das Geschäft mit dem schlechten Geschmack“ stellt der Autor die These auf, FAIRTRADE-Kaffee habe eine schlechtere Qualität. Dieser These widerspricht TransFair ausdrücklich. Lesen Sie hierzu das Statement von TransFair, in dem auch der Geschäftsführer von J.J.Darboven GmbH & Co. KG, sowie der Direktor für Unternehmensverantwortung vom deutschen Marktführer Tchibo, zu Wort kommen.  

Vollständiges Statement von Fairtrade Deutschland zum Zeit-Artikel vom 29.01.2015

In einem im Oktober 2014 veröffentlichten Marktcheck der Verbraucherzentrale (VZ) Hamburg testeten deutsche Verbraucherschützer die Informationen auf der Verpackung von 31 „fair“ gehandelten Produkten, wovon auch elf das FAIRTRADE-Siegel tragen. Die Ergebnisse thematisierte der Spiegel kurz darauf in seinem Artikel "Unfairer Handel" (Ausgabe 41/2014).

Von den getesteten FAIRTRADE-Produkten wurde der überwiegende Teil positiv bewertet; fünf Produkte wurden als zu wenig transparent in ihrer Produktbeschreibung bewertet. Hauptkritikpunkt war die Kennzeichnung bezüglich des Mengenausgleichs. TransFair hatte bereits im August 2012 den Hinweis auf Mengenausgleich für Produkte deutscher Lizenznehmer verbindlich gemacht. TransFair ist sowohl mit den Verbraucherzentralen als auch mit den Herstellern im Austausch, um größtmögliche Transparenz für die Verbraucherinnen und Verbraucher zu erreichen. 

Vollständige Stellungnahme von Fairtrade Deutschland zum SPiegel-Artikel vom 05.10.2014  


Zur Diskussion rund um den Marktcheck der Verbraucherzentrale Hamburg und dem darauf folgenden Spiegel-Artikel "Unfairer Handel" (Ausgabe 41/2014) fand am 07. Oktober 2014 ein Video-Live-Chat mit Dieter Overath, Geschäftsführer von TransFair e.V. statt.

Im Artikel „Märchen zum Kaffee“ in der ZEIT-Ausgabe vom 14. August 2014 setzt sich der Autor kritisch mit Nachhaltigkeitslabeln und dem fairen Handel auseinander.  FAIRTRADE entwickelt sich kontinuierlich weiter und setzt sich auch über hier angesprochene Themen mit allen Teilhabern des Systems stets kritisch auseinander. Der Begriff "fair" ist anders als der Begriff "bio" nicht geschützt, demnach kann er überwiegend frei genutzt werden. Das FAIRTRADE-Siegel dagegen beruht auf international gültigen, transparenten und konsistenten Standards. Informieren Sie sich in der vollständigen Stellungnahme von Fairtrade Deutschland auf welchen Standards FAIRTRADE beruht.  

Vollständiges Statement von Fairtrade Deutschland zum Zeit-Artikel vom 14.08.2014

Am 15.07. wurde eine Wiederholung der kritischen Dokumentation mit dem Titel "Der faire Handel auf dem Prüfstand” von Donatien Lemaître ausgestrahlt. Darin wurden schwere Vorwürfe gegen den Fairen Handel und gegen Fairtrade erhoben. 

TransFair hat nicht nur Stellung bezogen, sondern die Wiederholung auch als Chance genutzt, um über Neuerungen, wie die Überarbeitung des Standards für lohnabhängige Beschäftigte, und Themen wie existenzsichere Löhne zu informieren, sowie aufzuzeigen, wie sich die Situation vor Ort verändert hat, aber auch, wo nach wie vor große Herausforderungen liegen.  

Vollständiges Statement von FAIRTRADE zur Arte-Doku vom 15.07.2014

Die School of Oriental and African Studies (SOAS) der University of London führte 2014 eine Untersuchung zu Blumen und Kaffee in Äthiopien sowie zu Tee und Kaffee in Uganda durch. Der Studienfokus lag auf der speziellen Situation von Lohnarbeitskräften in ländlichen Regionen, in denen FAIRTRADE-zertifizierte Betriebe neben nicht zertifizierten Betrieben existieren. 

Die Studie fand dabei keine Hinweise, dass FAIRTRADE einen positiven Einfluss auf die Gehälter oder Arbeitsbedingungen dieser Beschäftigten habe. Die Studie trifft jedoch keine Aussage über die Wirkung von FAIRTRADE auf in Kooperativen zusammengeschlossene Kleinbauern.  FAIRTRADE begrüßt die Studie, deren ausführlicher Datensatz interessante Sachverhalte darlegt. Dennoch kritisieren FAIRTRADE und andere Akteure - wie das National Research Institute der University of Greenwich (NRI) und die globale Vereinigung für Sozial- und Umweltstandards ISEAL Alliance - die Methodik und die verallgemeinernden Rückschlüsse. 

Die ausführliche Stellungnahme von Fairtrade International zu SOAS-Studie vom 28.05.2014 finden Sie hier.

Die Stiftung Warentest veröffentlichte in der Ausgabe 4/2014 vom 27. März 2014 einen Orangensafttest, in dem zwei FAIRTRADE-Säfte bewertet werden. Die Säfte von Pfanner und der Lidl Eigenmarke Fairglobe erhielten die Gesamtnote „gut“, aber für das CSR-Engagement erhielt Pfanner die Note „ausreichend“; Lidl Fairglobe die Note „befriedigend“. 

Für TransFair ist diese Bewertung nicht nachvollziehbar. Denn zwei grundsätzliche Aspekte von FAIRTRADE wurden nicht berücksichtigt: der Unterschied zwischen Plantagen und kleinbäuerlichen Produzentenorganisationen und das Prinzip des Mengenausgleichs bei bestimmten Produkten wie Orangensaft. In der vollständigen Stellungnahme von Fairtrade Deutschland wird ausführlich auf diese beiden Punkte eingegangen.

In dem Beitrag wird der Frage nachgegangen, wie FAIRTRADE anhand von drei Beispielen (Kaffee, Kakao, Rosen) funktioniert und es wird die Behauptung aufgestellt, dass FAIRTRADE gute Geschäfte für die Händler bringt, dass FAIRTRADE für die Kleinbauernfamilien und die Beschäftigten in den Fincas aber kaum etwas bringt. Vertreterinnen von REWE und Spar kommen ebenso zu Wort wie eine Vertreterin der Weltläden sowie Produzentinnen und Produzenten in Afrika und Lateinamerika. FAIRTRADE Österreich Geschäftsführer Hartwig Kirner sowie zahlreiche Partnerunternehmen, die Weltläden und NGO-VertreterInnen haben Stellung dazu bezogen.

Die im Beitrag erwähnte Plantage Corsicana ist mittlerweile nicht mehr im FAIRTRADE-System.

FAIRTRADE Stellungnahme
EZA
Göttin des Glücks
Zotter
ProGe
Sustainable Agentur
ARGE Weltläden

Das FAIRTRADE-Quiz

In unserem Quiz können Sie Ihr Wissen über den fairen Handel und das FAIRTRADE-System auf den Prüfstand stellen und gleichzeitig Neues erfahren. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und viel Spaß!
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